Die Schlechtesten Individuellen Dunks Der Dunk Contests Von 2000-2020
„Wo geflogen wird, fallen Späne“ – So oder so ähnlich lautet ein altes deutsches Sprichwort, welches uns sagen will, dass überall da wo Menschen fliegen, auch mal einer hier und da einer runterfallen kann. Nicht wortwörtlich natürlich, sondern nur metaphorisch.
In unserem Fall geht es um die Kunst des Dunks. Genauer, die Kunst artistisch durch die Luft zu fliegen und Dinge über dem Boden zu tun, die an der Schwerkraft zweifeln lassen und bei denen ‘normalen’ Menschen die Kinnlade herunterfällt.
Aber es gab und gibt auch heute noch das genaue Gegenteil. Denn auch Künstler verhunzen mal ein Bild. Das gleiche gilt natürlich auch für Menschen, die durch ihre bloße Sprungkraft durch die Gegend fliegen. Dass es viele athletische Künstler in der NBA-Geschichte gab, das wissen wir alle. Und nicht erst, seitdem es Spieler wie Ja Morant oder Social Media gibt.
Auch zu der Zeit, in der Klapphandys und Baggy-Pants zur Grundausstattung eines jeden gehörten, gab es diese talentierten Flieger. Getreu dem Motto „It didn’t happen if it’s not on the gram“, widmen wir uns heute den weniger talentierten Dunkern der Neuzeit und werfen nochmal einen Blick auf die schlechtesten individual-Performances bzw. den schlechtesten Dunks, die ab den 2000ern in Dunk Contests gezeigt wurden.
Natürlich tun wir dies mit ganz viel Respekt, weil einige dieser weniger guten Dunks, von Profis ausgeführt wurden, die sonst sehr genau wissen, was sie tun. Und wie immer, wenn Schwerkraft und Athletik aufeinandertreffen und der Amateursportler nur neidlos den Hut ziehen muss, gilt: Don’t try this at Home.
Platz 5: „Tron Legacy“
Was passiert, wenn man den wahrscheinlich schlechtesten Dunk Contest aller Zeiten, mit der dümmsten Idee für einen Dunk aller Zeiten mischt? Richtig, es geht um den Dunk Contest 2012 in Orlando Florida. Nicht weit weg vom Amway Center, war der Einfluss des in Orlando beheimateten Vergnügungspark Disney World, wohl doch zu groß auf den ein oder anderen Dunk-Contest Teilnehmer. In unserem Disney-Dunk-Film geht es um den Protagonisten Paul George.
Eigentlich bekannt für übermenschliche Highlights, hatte dieser sich scheinbar zu sehr, vom kurz vorher erschienenem Disney Neon-Licht-Film „TRON: Legacy“ beeindrucken lassen.
Seine Idee: Die Halle soll abgedunkelt und mit Schwarz- und Neonlicht bestrahlt werden, während er sein Kunststück ausführt. Gesagt getan. Die Halle wurde dunkel, also ganz (!) dunkel und es wurde Schwarzlicht angeworfen. Das war nicht nur unangenehm für die Menschen in der Halle die sich mit Pizza, Bier oder Ähnlichem bekleckert haben und das jetzt durch das Licht sichtbar gemacht wurde, sondern auch für jeden Zuschauer an den Fernsehbildschirmen saßen, die jetzt nicht mehr, als nur einen schwarzen Bildschirm sehen konnten.
Die Ganze Halle buhte und die Stimmung kippte. PG hat sich davon nicht beirren lassen und hat sein Kunstflug absolviert. 360 Windmill! Ein echt geiler Dunk. Schade, dass man nur die Umrisse des Spektakels sehen konnte.
Platz 4: „A Blind Mans Bluff“
Baron Davis’ hat beim 2001er Dunk Spektakel in der Hauptstadt Washington D.C. seinen Dunk mit dem Namen “Blind Mans Bluff” angekündigt. Es sollte sein finaler Dunk in der Finalrunde werden. Er sagte „er würde dafür seine Geheimwaffe“, sozusagen sein Ass im Ärmel, ziehen.
Einige von euch erinnern sich jetzt wahrscheinlich, dass kein, Auto, kein Spieler, kein zusätzlicher Ball, kein Muffin mit Kerze oder ähnliches „aus dem Hut gezogen“ wurde, sondern Davis, aus seiner Tasche ein weißes Stirnband heraus zauberte. Jeder wusste natürlich was jetzt kommt. Baron zog sich das Stirnband über die Augen und wo bei dem einen ein bisschen zu viel Disney war, hätte Davis ein bisschen mehr im Schauspielunterricht aufpassen sollen.
Er tat natürlich so, als würde er nichts sehen und spulte eine Laiendarbietung ab, die seines gleichen suchte. Wie im schlechtesten Schauspieltheater, lief er immer wieder in die völlig falsche Richtung, bevor er dann ganz plötzlich doch den richtigen Weg gefunden hat. Das muss Intuition gewesen sein. Davis läuft zielgenau auf die Korbanlage zu, als könnte er sehen, springt hoch, bewegt die Arme zum Windmill und wirft aus mehr als 2 Metern Entfernung des Ball komplett ins Leere.
Das Traurige ist nicht mal dieser klägliche Versuch eines Dunks, sondern, dass Baron Davis nur 36 Punkte für die Trophäe gebraucht hätte und er dies mit einem Standard-Dunk hätte, erreichen können. Selbst der eingeblendete Michael Jordan, hat aus seiner Loge nur noch abwinken können. Es gab aber scheinbar trotzdem Juroren, die das Schauspiel für sehenswert hielten oder einfach Mitleid hatten und BD die ein oder andere „7“ gaben.
Trotzdem hat es mit 33 Punkten für diesen „Dunk“ nicht gereicht, um die Trophäe mit nach Charlotte zu nehmen. Kenny „the Jet“ Smith konnte es kaum glauben und sagte, das war der schlechteste Dunk Contest aller Zeiten. Nein, Kenny da kommt noch was.
Platz 3: “It’s time for the Birdman to fly.”
Die Reise führt uns ins Jahr 2005 in die Berge nach Denver, wo ein junger Chris Andersen den Leuten beweisen wollte, dass „White Men eben doch springen konnten“. Dass der Birdman nicht nur Springen, sondern auch fliegen konnte, dass wusste man vorher.
Da Chris in der zweiten Runde aber 6 (!) Versuche brauchte, bevor er einen Bounce-Pass von Teamkollegen JR Smith verwandeln konnte, löste bei den ohnehin schon „vorgewärmten“ Zuschauern, den Kommentatoren und sogar den Juroren nur lautes Gelächter aus. Was wir eigentlich zu sehen bekommen sollten, war ein Bounce-Pass-Alley-Oop von JR zu Chris, bei dem Chris Andersen unter der Korbanlage durchfliegt und gleichzeitig einen „Reverse Windmill“ in den Ring hämmert.
Von „Hämmern“ konnte keine Rede sein, denn Chris hatte zu wenig Höhe, faktisch keine Hangtime und der Windmill-Move, sah eher aus wie das Ballkreisen einen T-Rex‘es. Chris hat sich ohne Frage mit seiner Gesamtperformance 2001 in die Dunk-Rekordbücher geschrieben. Warum? Dazu kommen wir dann später.
Platz 2: „Optima Prime“
Sonne, gutes Wetter und Palmen, soweit das Auge reicht. Richtig, wir befinden uns beim 2011er All-Star-Weekend in Los Angeles. Ein Allstar-Samstag, der sicher nicht für schlechte Dunks in Erinnerung blieb. Oder doch? Jein. Blake Griffin, der inmitten der Lob-City-Zeiten sicher nicht als schlechter Dunker bekannt war, dominierte auch den Dunk Contest 2011.
Doch sein Winning Dunk im Finale gleicht dem Gegenteil des schlechten Laientheaters von Baron Davis aus 2001. Blake hat zuvor scheinbar zu viel über Inszenierungen und Drama gelesen. Das Setting für seinen Dunk glich dem eines Action Films von James Cameron: Kenny Smith heizt einen von Blake bestellten Kirchenchor an, der R Kelly‘s „I believe I Can fly“ in die Mikrofone sing und mitten auf dem Hartholz steht. Ihr habt richtig gelesen, ein Kirchenchor.
Ein Kia Optima wird spektakulär in die Arena und vor die Korbanlage gefahren. Und als wäre das nicht genug, steckt „Special Guest“ Baron Davis seinen Kopf aus dem Schiebedach des Autos. Und wofür das alles? Wofür diese ganze überkandidelte Musical-artige und völlig übertriebene Szenerie?
Für einen ganz normalen Alley-Oop-Pass, den Baron Davis, auf den anfliegenden Blake Griffin wirft. Blake springt über das Auto und hämmert den Ball rein. Moment, das klingt doch eigentlich ziemlich tough oder nicht?! Ja, wenn man ein wichtiges Detail weglässt: Blake ist nicht wirklich über das Auto, sondern die Motorhaube des Autos gesprungen, die ihm ungefähr zu den Kniescheiben reichte.
Regisseuren-Legende und Knicks-Edel-Fan Spike Lee hat das nicht gestört. Spike war nach Dunk nicht mehr einzufangen und hat das Spektakel sichtlich zelebriert. Gut, er ist auch Regisseur und das Setting glich wie gesagt einem Film.
Einzig die Kommentatoren waren sich einig: „Die Szenerie war gut, aber der Dunk war nichts Spektakuläres.“ Belassen wir es mit der etwas abgewandelten Reaktion von Charles Barkley zu einem anderen Dunk: Wenn du über die Motorhaube eines Autos springst, kannst du auch über Muggsy Bogues springen.
Platz 1: “It’s time for the Birdman to fly – Take 2”
Weiter oben im Text haben wir über die zweite Runde vom Birdman und der wahrscheinlich schlechtesten Gesamtperformance eines Dunk Contests der 2000er gesprochen. Wir befinden und wieder in den Bergen, also genauer gesagt beim All-Star-Saturday Denver.
Zum Glück hatte die NBA im Jahr zuvor die Regeln für den Dunk Contest geändert und so hatte jeder Luftakrobat so viel Zeit wie er wollte und durfte sich sogar drei Versuche nehmen, um seinen Dunk auszuführen.
Ganz zur Freude vom Birdman. Chris Andersen, der sein Kunststück sicher einige Male vorher geübt hatte, ging mit breiter Brust in Richtung Mittellinie und verscheuchte alle Menschen, die ihm im Weg saßen. Die ganze Halle und alle Menschen vor den Fernsehgeräten auf der ganzen Welt, warteten gespannt auf das, was sich Chris da ausgedacht haben mag: Er warf den Ball hoch und weit in Richtung Korb, lief von hinter Mittellinie hinterher, sprang hoch und fing den Ball, der zuvor vom Boden abprallte in der Luft und – setzte ihn daneben!
Ein Raunen ging durch die Arena, die Anspannung ließ nach und Chris berappelte sich wieder. Er hat ja noch 2 Versuche und kein Zeitlimit, solange er nicht noch 2-mal den Ring berührte. Noch weitere 8 Versuche (!), brauchte er, um dann endlich das zu schaffen, was er sich eigentlich vorgenommen hatte. Einen Self-Alley-Oop-Bouncepass, geworfen von der Mittelinie, mit Beiden Händen in der Luft gefangen und den Ball dann in Korb zu schmettern.
Dass er dieses eigentlich schwere Kunststück dann nach nun 9 Versuchen doch geschafft hat, interessierte nach „sage und schreibe“ 5 Minuten und 36 Sekunden niemanden mehr. Die Halle gähnte, die Dunk-Legenden als Juroren waren peinlich berührt und die Kommentatoren kamen vor Lachen gar nicht mehr zum Sprechen. Einen Gefallen hat sich Chris Andersen mit der Teilnahme am Dunk Contest 2005 sicher nicht getan, denn er hat wahrscheinlich mit seiner Leistung den peinlichen Rekord für die meisten Dunk-Versuche bei einem Dunk-Contest in die Geschichtsbücher der NBA zementiert. Aber es kam ja noch das Jahr 2022. Der Rest ist Geschichte, Cole Anthony.