GOOD MORNING SALT LAKE CITY! Endlich ausreichend Schlaf bekommen und endlich geht auch das All-Star Wochenende los! Am Freitag stand, wie jedes Jahr, das Rookies & Sophomore Game auf dem Plan. Unter dem Banner „Rising Stars“, sollten auch dieses Jahr wieder vier Teams aus durchgemischten jungen Spieler in einem Mini-Turnier gegeneinander antreten. Besonderheit dieses Jahr, war ein G-League-Team, das von NBA-Legende Jason Terry gecoached wurde. Aber der Reihe nach: Vor dem Spiel, welches am Abend stattfinden sollte, hatten wir die Möglichkeit mit allen teilnehmenden Spielern beim NBA-Media-Day zu sprechen. Für Len Routine, für mich das erste Mal und etwas ganz Besonderes. Eigentlich hatte ich den Plan mich vorzubereiten, aber dafür war keine Zeit.
Der „Medienzirkus“ fand nicht, wie erwartet, in der Arena der Utah Jazz statt, sondern im College der University of Utah. Nicht weniger beeindruckend verfügt die Elite-Universität sowohl über ein 50.000 Personen fassendes Football-Stadion als auch über eine Basketball-Arena inklusive der dazugehörigen Trainings-Facility. Auf dem Weg dorthin, liefen wir auf einer Strecke von 200 Metern an ungefähr 10 Schildern vorbei, auf denen stand: „No Weapons allowed“. Verrücktes Land. Auch die Basketballhalle fasst über 8000 Personen und der Jumbotron im Jon M. Huntsman Center ist weitaus größer als in jeder deutschen Halle. Kurz gestaunt, aber dann weiter zur Trainings-Facility, in der bereits in O-Form die Podeste für die zu interviewenden Spieler aufgebaut waren. Bei einem Namen haben wir uns direkt strategisch positioniert: Franz Wagner. Natürlich kamen die Spieler dann pünktlich raus und die Prügelei um die wenigen O-Töne ging los. Während bei allen Spielern eine Traube von Journalisten stand, ging unsere Taktik auf und wir konnten den deutschen Nationalspieler direkt mit Fragen bombardieren. Natürlich auf deutsch. Ganz zum Ärgernis der internationalen Kollegen und Kolleginnen, die mit deutschen O-Tönen nicht viel anfangen können. „Hey Franz wie wirkt sich die Brüder-Chemie auf das Team aus?“
Ab dann ging es Schlag auf Schlag: Bennedict Mathurin, Bizzy Bones Hyland, Scoot Henderson und Mac McClung konnte ich allen eine Reaktion auf meine Fragen entlocken. Mega Erlebnis. Auch wenn man das Interviewen von interessanten Personen durch den Podcast schon gewohnt ist, war diese Erfahrung eine ganz besondere. Interessant ist auch die Ellbogen-Mentalität aller Journalisten, um einen O-Ton für das eigene Outlet zu bekommen. Auch das ist etwas, an das man sich nach wenigen Minuten gewöhnt hat.
Nach dem Media-Day und der sogenannten Media Availability, hat sich dann der Magen bemerkbar gemacht. Auf dem Plan stand ohnehin die nächste Fast-Food-Kette: „In and Out“, ein Traum für jeden Veganer oder Vegetarier. Der extrem überfreundliche Mitarbeiter konnte die Schmach, die ich auch den Teller bekommen hatte, auch nicht wett machen. Ein „vegan Sandwich“ bedeutet für die Burger-Kette dem Kunden ein labbriges und mit Fett triefendes Bürger-Brötchen auf den Tisch zu knallen, zwischen dessen Hälften eine Scheibe Tomate und ein wenig Salat geklatscht wurden. Wow. Aber es war natürlich auch nichts anders zu erwarten.
Mit nach wie vor halbleeren Magen ging es dann zu einem der unfassbar vielen Grocery-Stores, um den Hunger mit deutlich hochwertigeren Ofen-Pizza-Brötchen zu stillen. Kurz in die Unterkunft, fünf Pizza Brötchen und ein Powernap später, fuhren wir dann auch schon mit dem Uber das erste Mal in Richtung Vivint-Arena, der Halle der Utah Jazz, zum Rising-Star-Event. Das All-Star-Weekend beginnt! Endlich. Wir liefen erst einmal orientierungslos um die Arena, bevor wir endlich den Medieneingang gefunden haben. Auch in der Vivint-Arena sind „No Weapons allowed“ und aus dem Grund mussten wir, exakt wie bei einem Flughafen Sicherheitscheck, durch eine Personenkontrolle, bei der nicht nur wir, sondern auch das Gepäck durchleuchtet wurden. Hoch mit dem Medienfahrstuhl auf Level 6, an diversen Logen vorbei und durch den Medienraum durchgegangen, zeigte sich uns die ganze Pracht der noch leeren Vivint-Arena vor uns. Beeindruckend! Ein riesen Jumbotron und über 18.300 Plätze.
Es lag ein Hauch Vorfreude in der Luft. Auch bei den routinierten Medienvertretern. Bald geht es los. Noch kurz den Laptop raus und den ein oder anderen Artikel in die weite Welt der Bits und Bytes geschossen und schon ging das Mikro des Moderators an. „SALT LAKE CITY, ARE YOU READYYYYYYYY?“ Nein, tatsächlich nicht. Zum einen scheinen Amerikaner ungerne pünktlich zu den Spielen zu kommen und zum anderen wirkt es so als wäre Salt Lake City ein unbeliebtes Reiseziel oder das Rising-Stars-Game schlichtweg nicht beliebt. Was komisch ist, denn die Ticketpreise sind kurz von dem Event rapide gesunken und waren somit für die breite Masse zugänglich. Die Halle war wirklich fast komplett leer und die Plätze füllten sich erst, als der Event schon im vollen Gange war. Umso besser für uns, denn wir hatten „Concession Voucher“ und konnten ganz entspannt durch die Arena spazieren, um uns das gratis „Essen“ auszusuchen. Wobei man von Essen nicht sprechen kann, wenn die Auswahl aus Hot Dogs, Burger, Pizza oder Finger-Food besteht. How ever, ich habe mich für eine Pizza entschieden, um zumindest annährend vegan zu bleiben. (Die Betonung liegt auf „annährend“) Aber ich will mich nicht beschweren, im Gegenteil: Gratisessen, Akkreditierung fürs Rising-Star-Game und die beste Aussicht bei der ich je gegessen und gearbeitet habe.
Wie gesagt, die Challenge startete und auch Len und ich haben dann unseren Laptop zugeklappt.
Es ist schon ein echtes Privileg in einer NBA-Arena zu sitzen und die Spieler bei einem der größten Events der Welt zu beobachten, mit dem Hintergrundwissen, die Jungs vorher noch gesprochen zu haben. Pure Dankbarkeit für diese Möglichkeit!
Die Rising-Stars Challenge plätscherte vor sich hin und fühlte sich eher wie ein Soft-Opener für das All-Star-Weekend an. Das Team von Legende Paul Gasol gecoached, hat den Event gewonnen und konnte sich gegen die anderen drei Teams durchsetzen. Wenn man sich den Roster des Teams anschaut, dann hätte man allerdings vorher auch darauf wetten können. Rookie oft he Year Frontrunnter Paolo Banchero, der Rookie of the Year aus der vergangenen Saison Scottie Barnes und Top-Youngster wie Jayden Ivey, Bennedict Mathurin und Keegan Murray. Aber es war Jose Alverado von den New Orleans Pelicans, der mit fünf Punkten, einem Rebound und einem Assist im finalen Spiel gegen Team Noah den MVP des Rising-Star Events abgeräumt hat. Ich persönlich finde die frühere Rookie vs. Sophomore Challenge deutlich besser, habe aber trotzdem jede Sekunde genossen.
Nach dem Rising-Stars Event sind wir dann halb müde in das Marriott Hotel gegenüber der Arena spaziert, um bei der „Media Hospitality“ noch das ein oder andere Bierchen zu uns zu nehmen. Die Hotel-Lobby war noch relativ leer und die Müdigkeit machte sich deutlich bemerkbar. Und genau aus diesen Gründen entschieden wir uns das Hotel vorzeitig zu verlassen. Als wir dann vor dem Hoteleingang auf unseren Uber gewartet haben, wurde ich fast von einem panzerartigen Escalade angefahren. Der SUV mit komplett schwarz getönte Scheiben und Chrom-Felgen sah so aus, als würde das Fahrzeug grade aus einem 90er-Hiphop-Video-Dreh gekommen sein. „Da musste jemand drinsitzen, den man kennt“. Kaum ein paar Sekunden, nachdem der Chauffeur aus dem Fahrzeug gestiegen und die Tür des Panzers geöffnet hatte, sollte sich dieser Gedanke bewahrheiten. Aus dem Escalade stieg kein geringerer als NBA-Legende Allen Iverson aus. Wahnsinn, AI geht grade an mir vorbei und ich hätte eigentlich gerne ein Foto mit dem ehemaligen Superstar-Spieler. Leider ist es uns untersagt, die Spieler auf offiziellen Medien-Events anzusprechen und nach Fotos zu fragen. Verständlich. Und The Answer sah auch nicht so aus, als würde er große Lust dazu haben, Fotos mit Fremden zu machen. Trotzdem cool Allen Iverson so nah gesehen zu haben.
Wenige Sekunden später sammelte uns der gerufene Uber-Fahrer ein und fuhr uns zurück in das Airbnb. Ein weiterer ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende und da ich fast bei einer Folge „Jails“ auf dem Sofa eingeschlafen wäre, nutze ich die Gelegenheit und kroch mit halb offenen Augen ins Bett. Und mal wieder hieß es: Gute Nacht Salt Lake City.