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Flight Girl Kolumne 3/24: Weinendes Und Lachendes Auge

by Aurelia Rieke
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Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
Noch vor drei Tagen war ich vor Ort im Kaseya Center in Miami und durfte mit Freude zuschauen, welche Entwicklung Isaiah Hartenstein hingelegt hat.

Gerade noch ein so wichtiger Bestandteil der Knicks, im Juli zu OKC gewechselt, verletzt er sich im Trainingscamp die linke Hand, verpasst so den Saisonstart, aber kommt zurück, als ob er nie raus gewesen wäre.
OKC gewinnt gegen Miami 104:97, und Isaiah ist wieder mal mit einem Double-Double dabei: 13 PTS, 18 REB und einer der Hauptakteure.
Aber dann auf der anderen Seite bekommen wir die Nachricht, dass Moritz Wagner mit einem Kreuzbandriss für den Rest der Saison ausfällt. Die beste Saison, die Moritz bisher gespielt hat: 12.9 Punkte, 4.9 Rebounds, 1.4 Assists und Chancen auf den „6th Man of the Year“-Award – und jetzt ist es einfach vorbei.

Das sind diese Momente, in denen ich den größten Respekt vor jedem Profi-Athleten habe. Mit solch einer Situation richtig umzugehen und mental stark zu bleiben, ist eine der härtesten Challenges in diesen Zeiten.
An dieser Stelle: All prayers out to Moritz, dass dies eine Zeit wird, in der er mental noch mehr wächst und dadurch in der nächsten Saison noch stärker zurückkommt.

In meinem Interview, das ich mit Isaiah in Miami führen konnte, haben wir noch darüber geredet, wie underrated Moritz ist. Wenn solche Dinge passieren, bringt es mich immer wieder an den Punkt zu betonen wie wichtig es ist, immer im Hier und Jetzt zu sein und jeden Tag nicht als selbstverständlich zu erachten.

Ich glaube, rückblickend auf dieses Jahr, ist eines der Dinge, die ich mir jeden Tag laut zugesprochen habe: Sei mutig und dankbar für jede Gelegenheit. Lass dich nicht von „Fehlern“ verunsichern oder entmutigen. Denn die gehören dazu. Sonst lernen wir ja nicht, wie wir es das nächste Mal besser machen können.

Unsere Gesellschaft ist viel zu sehr davon geprägt, dass wir Erfolg an Geld und Einfluss festmachen. Für mich ist der größte Erfolg in diesem Jahr, dass ich wieder ein Stück mehr gelernt habe, ich selbst zu sein. Mich nicht beeinflussen zu lassen, was andere sagen oder denken. Meinen Weg zu gehen und an mich zu glauben, auch wenn das heißt, mal zu verlieren. Denn wie sonst kann ich lernen, wenn wir nicht versuchen? Und mit dem Versuchen kommt auch Fail and Error. Aber das nächste Mal klappt es – auch wenn manchmal mit Umwegen. Doch jeder Umweg eröffnet einen anderen Blickwinkel, und jeder neue Blickwinkel vergrößert den Blick auf das Leben.

Beim Spiel am Freitag, OKC vs. Heat, durfte ich genau das erleben: wenn es sich auszahlt, mutig zu sein. Ein wunderbares Gespräch mit Bam Adebayo, dessen Leben ich auch so bewundere. Er ist ein großes Vorbild für mich, wie er es aus einem Trailer Home nach ganz oben geschafft hat und dabei nie vergessen hat, wo er herkommt. Selbst mit der wenigen Freizeit die er hat, investiert er sich in Menschen, denen es nicht so gut geht, um ihnen etwas weiterzugeben.

Dann ist da Rachel, die dir deinen Platz im Kaseya Center zuweist und dir mit strahlenden Augen erzählt, wie sehr sie sich freut, dich wiederzusehen, und hofft, eines Tages auch mal nach Deutschland reisen zu können.

Später mein Interview mit Nikola Jovic, Post-Game. Auch wieder ein Gespräch, das mich mit großem Staunen versetzt hat – was für ein toller Junge da vor mir sitzt! (Das Interview werde ich die Tage auch noch veröffentlichen.) So unglaublich viele Geschichten von jungen Männern, die große Träume in ihrer Kindheit hatten und nie aufgehört haben, dafür zu kämpfen.

Hinter jedem einzelnen NBA-Spieler steckt so viel mehr als seine Statline, sein Gehalt oder ob er unserer Meinung nach wieder zu viele Dreier genommen hat oder besser Defense hätte spielen könnten.

Ich wünsche mir, dass wir alle nicht vergessen, wenn wir die Spiele analysieren, dass Menschen vor uns stehen und keine Roboter. Keiner von uns ist gezwungen, ein Spiel anzuschauen. Wir schauen ein Basketballspiel, weil wir es lieben. Wir lieben die Geschichten, die es erzählt, die Emotionen, das Unerwartete, das Feiern oder Trauern – ob Sieg oder Niederlage. Wir schauen uns etwas ab oder malen uns aus, wie es wäre, selbst dort auf dem Feld zu stehen.

Ball is Life, auch wenn wir mehr Dreier sehen als früher. Es ist das Miteinander, der Sport, der verbindet.

Jede noch so kleine Geschichte, jedes noch so kurze Gespräch gibt mir einen kurzen Einblick in andere Blickwinkel, den ich noch nicht kenne. Das ist für mich das kostbarste Gut. Weil, wenn ich eines gelernt habe, dann ist es: Mit jedem Trip, den ich erleben darf, wird mir klar, dass zu glauben, wir „wissen“, eigentlich das Überheblichste überhaupt ist. Wir können nicht wissen, wie das Leben eines anderen ist, auch wenn wir es von außen betrachten und glauben, es zu wissen. Aber was wissen wir schon über die Kindheit, über die Schwierigkeiten, die jeder Einzelne durchleben musste?

Ich versuche, nicht zu verurteilen, sondern zuzuhören und zu lernen. Wie ihr merkt, heute sind diese Zeilen etwas emotionaler. Ich glaube, das bringen diese letzten Tage im Jahr immer mit sich, dass man viel reflektiert und auf seinen Weg zurückschaut. Deswegen an dieser Stelle: Danke für all euren Support dieses Jahr. Jeder, der diese Zeilen liest, ist ein Teil davon, dass ich meinem Traum nachgehen kann. Hinter die Kulissen schauen, einen neuen Blickwinkel aufzeigen oder vielleicht einfach eine schöne Geschichte erzählen.

Genießt die letzten Tage in 2024 und vergesst nie, dass das Leben nicht selbstverständlich ist. Jeder Tag ist eine Chance, ihn mit etwas Schönem zu füllen. Sei du selbst – mit Mut und dem Glauben an dich selbst.

Bis dahin
Euer Flight Girl

Screenshot

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