Ich weiß nicht, ob ihr zu dem Typ Mensch gehört, der sich feste/neue Ziele mit Beginn des Jahreswechsels setzt.
Bei mir ist es etwas schwammig, da ich der Meinung bin, dass das Leben seine eigenen Gesetze schreibt und es schwer ist, Dingen einen festen Zeitrahmen zu geben.
Deswegen setze ich mir zwar das perfekte Traumszenario vor Augen, das ich gerne in diesem Jahr erreichen möchte, aber mit dem Zusatz, dass es wahrscheinlich „so“ eh nicht eintreten wird. Nach dem Motto: Man kann es ja mal probieren. Ich bin dann aber auch nicht enttäuscht, wenn es doch nicht klappt, weil es ja eigentlich ein übertriebenes „Traumszenario“ war.
Trotzdem tue ich alles, was nötig ist, um dorthin zu gelangen, denn eine kleine Chance gibt es meiner Meinung nach immer.
Tatsächlich glaube ich, dass dieser kleine Teil in mir, der wirklich daran glaubt, das Entscheidende ist. Es ist, als ob ich einen kleinen Samen in meinem Kopf einpflanze, der mit jedem Monat beginnt, aufzugehen, Wurzeln zu bekommen und immer mehr wächst. Denn verrückterweise kommt es dann doch oft so, wie ich es mir einst ausgemalt habe.
Was soll ich sagen, ich musste mir für 2025 noch gar nicht viel zusammen träumen – und schon wurde einer meiner großen Träume erfüllt. Mit der E-Mail, die mich am 04.01.2025 erreichte:„NBA All-Star Voting Availability“.
Erst wollte ich die E-Mail direkt löschen, weil ich dachte, es handele sich nur um eine allgemeine Info, die Fans auf das Abstimmen beim All-Star-Voting hinweist. Zum Glück hat mich das Wort „Availability“ doch etwas stutzig gemacht, sodass ich die E-Mail doch öffnete. Ungelogen, ich habe sie zehnmal gelesen, bis ich wirklich glauben konnte, dass die NBA tatsächlich MICH ausgewählt hat – dass ich eines der Media Member bin, die ihre Stimme für die All-Star-Starting-Five abgeben darf.
50 % der Stimmen entscheiden die Fan-Votings, 25 % die aktuellen NBA-Spieler, und die restlichen 25 % werden von ausgewählten Media Members abgegeben. Die Reserves werden von den Head Coaches ernannt.
Hätte mir das jemand an Silvester prophezeit, hätte ich ihn zu 100 % ausgelacht. Warum ich? Ich, eine kleine deutsche NBA-Kolumnistin?!
Leute, deswegen gleich zu Beginn dieses Jahres mein Appell: Glaubt an euch! Arbeitet an euren Träumen, ihr wisst nie, wer zuschaut und wer mehr in euch sieht – auch wenn ihr es selbst vielleicht noch nicht seht.
Ich konnte es noch nicht sehen, aber meine Arbeit wird gesehen und wertgeschätzt. Schöner hätte ich nicht ins neue Jahr starten können. Voller Dankbarkeit und Freude schaue ich jetzt auf das All-Star-Weekend im Februar in San Francisco, wo ich die volle Zeit vor Ort sein werde, und bis dahin, zerbreche ich mir den Kopf, wen ich in meine All-Star-Starting-Five wählen soll. Ich bin gespannt, was ihr sagt, wenn ihr sie veröffentlicht seht.
Mein erstes NBA-Game, das ich dieses Jahr covern durfte war, Knicks vs Bucks vor drei Tagen. Warum Knicks gegen Bucks? Beides Teams, bei denen ich noch nicht so ganz verstehe, wie und wo das enden soll. Deswegen musste ich mir das mal genauer anschauen. Die meiste Zeit sind beide sehr stark unterwegs, aber dann kommen regelmäßig Spiele, die nicht den Eindruck erwecken, dass die Teams einen tiefen Playoff-Run hinlegen können.
Angekommen im MSG, bin ich immer wieder aufs Neue beeindruckt. Egal, wie viele Spiele ich jetzt schon covern durfte, jedes noch so kleine Detail fasziniert mich wieder und wieder. Angefangen mit dem Moment, wenn ich am Media-Eingang meine Akkreditierung erhalte, und ich immer wieder erstaunt lese darf, dass ich Locker-Room-Access habe.
Voller Vorfreude plane ich dann, wen ich interviewen werde. Da es bei meinem letzten Knicks- Game nicht geklappt hatte, Ariel Hukporti anzutreffen, war dies mein Ziel für das heutige Game. Drei Stunden vor Tip-off geht es Richtung Court, um mir so viele Warm-up-Shootings wie möglich anzuschauen.
Man lernt so viel über einen Spieler, wenn man sich die Zeit nimmt, genauer hinzuschauen. Wie klappt sein Handgelenk ab? Nimmt er seine Beine richtig mit? Wie geht er mit einem Miss um? Hört er Musik dabei? Sind seine Schuhe richtig gebunden? Einige haben ihre Schuhe offen und schwitzen kaum, andere sind „all-in“ und komplett durchgeschwitzt. Welche Drills läuft er? Wie viele Freiwürfe nimmt er zwischendurch?
Von totaler Stille, in der man jedes Wort hört, das gesprochen wird, weil noch kein Fan in der Arena ist, kommen nach und nach mehr Leute auf den Court. Tänzerinnen, die noch mal den anstehenden Tanz durchgehen, der Sänger, der die Hymne übt. Der Trailer, der probeweise abgespielt wird.
Dann geht die Musik an, und die ersten Fans kommen rein. Von wenigen Stimmen wird es jetzt ein Stimmenmeer. Ich kann euch gar nicht sagen, welche tiefe Freude mich in diesen Momenten überkommt. So viele Menschen kommen zusammen, um ein Match-up zu feiern, die Liebe und Leidenschaft zum Basketball teilen.
105 Minuten vor Tip-Off steht die erste Press Conference an. Erst das Home-Team, direkt im Anschluss, das Gast-Team. Danach, auf dem Weg zurück zum Court, treffe ich auf Dame, der sich grade auf den Weg zu seinem Warm-up-Shooting macht. Kaum ein Spieler von denen ich bisher die Freude hatte mit ihnen reden zu können, nimmt sich jedes mal soviel Zeit, genau hinzuhören, dir ehrlich antworten, oder ich mir einen Rat holen kann.
Heutzutage werden so schnell Behauptungen aufgestellt und fake verbreitet, das es er mir sehr wichtig ist, genau hinzuschauen. Deswegen heute mein Shoutout an Dame. Klar war, dass heute starker Druck auf den Knicks lag, den Homecourt zu beschützen, da sie zwei Tage zuvor einen unschönen Blowout gegen OKC im Garden einstecken mussten (126:101), obwohl die Ansage war, zurückzuschlagen nach der toughen Niederlage gegen OKC gerade mal sieben Tage zuvor (107:117).
Das bekamen die Bucks auch auf die harte Tour zu spüren: Blowout, diesmal seitens der Knicks – 140:106.
Zuerst war Giannis krank und ein paar Tage raus, dann Dame. Jetzt sind die beiden wieder fit zurück, dafür fällt Gary Trent Jr. krankheitsbedingt aus, der mittlerweile zur wichtigen Guard- Rotation gehört. Hinzu kommt, dass man bei den Bucks deutlich gemerkt hat, wie Giannis sein Schnitt am rechten kleinen Finger stört. Die Verletzung zog er sich im Spiel gegen die Raptors am 06.01.2025 zu, beim Blockversuch gegen RJ Barrett. Die Wunde musste mit drei Stichen genäht werden. Er kehrte nach kurzer Zeit im Locker Room zurück, erzielte noch sein erstes Triple-Double der Saison, und die Bucks gewannen beeindruckend mit 128:104.
Die Verletzung ist wohl auch der Grund, warum wir Giannis aktuell fast ausschließlich mit der linken Hand dunken sehen. Mehrfach konnte man beobachten, wie er immer wieder auf seine rechte Hand schaut. Seine FG% an diesem Tag lag bei gerade mal 47,6 % (10 von 21). Im dritten Viertel war spätestens klar, dass wir heute kein Comeback seitens der Bucks sehen werden. Was mich nicht weniger mit der Frage zurücklässt, ob die Bucks es so in die Eastern Conference Finals schaffen können. An dieser Stelle: Gute Besserung an Giannis – hoffentlich heilt sein Finger bald vollständig.
Zu den Knicks bleibt mir nur zu sagen, dass sie den Trade rund um Randle und Towns meiner Meinung nach gewonnen haben, aber sie trotzdem noch Verstärkung auf der Center-Position brauchen. Mal sehen, was Tom Thibodeau in den Playoffs so zaubern wird – und hoffentlich verheizt er nicht wieder seine Starting Five vorher. Das bringt mich zu Ariel Hukportie: Geb dem jungen mehr Minuten!
Ich habe Thibodeau in der Postgame-Pressekonferenz gefragt, was er über Ariel denkt, basierend auf dem, was er bisher sehen konnte. Er schwärmte nur in höchsten Tönen von ihm: Wie vielseitig er sei, ein starker Locker-Room-Guy mit viel Potenzial. Also, let’s go!
Passenderweise konnte ich danach noch mit Ariel im Locker Room sprechen. Das Interview bekommt ihr auch in den nächsten Tagen – stay tuned.
Bis dahin, euer Flight Girl