In den letzten Tagen wurde viel veröffentlicht über das, was vielen immer noch Kopfzerbrechen bereitet. Von einer Beerdigung, die vor dem American Airlines Center abgehalten wurde.
Dallas-Fans, die sich nie wieder ein Spiel ansehen wollen, bis Nico Harrison die Mavericks verlässt. Über Mark Cuban, der angeblich erst ein paar Minuten vor dem Trade davon erfahren hat und noch alles versucht hat, ihn zu verhindern. Was dazu geführt hat, dass Nico Harrison Personenschutz bekommen musste, wegen der vielen Morddrohungen, die bei ihm eintrafen.
All das, um einen Anthony Davis zu erhalten, der sich direkt im ersten Spiel verletzt. Besser kannst du ein Hollywood-Drehbuch nicht schreiben. Nur dass all das hier tatsächlich wahr ist.
Von Dallas nach Hollywood – Montag, 10.02., Los Angeles, Crypto Arena.
Lange war ich nicht so aufgeregt wie vor diesem Spiel. Auch wenn es nur gegen die Utah Jazz ging – was eigentlich total nebensächlich war. Kurz bevor ich meine Akkreditierung abgeholt habe, sah ich noch die News, dass jeder, der zu Lukas erstem Spiel als Laker kommt, ein T-Shirt-Jersey von ihm erhält.
In dem Moment war ich schon beeindruckt. Solche Goodies werden sonst nur rausgegeben, wenn entweder ein Jersey-Retirement ansteht oder die Lakers in den Playoffs/Finals stehen.
So sollte auch der ganze Abend weitergehen – in dem sich die Wertschätzung und Freude widerspiegelten über die Tatsache, dass Luka jetzt ein Laker ist.
Schnell noch meinen Sitzplatz im Media-Raum nachgeschaut, ging ich dann voller Aufregung Richtung Court.
Ich glaube, es dauerte keine Minute, bis ich den ersten Gänsehaut-Schauer verspürte.
Der Anblick der in Gold and Purple getränkten Arena war einfach magisch. Jedes einzelne gelbe T-Shirt-Jersey war feinsäuberlich so über den Sitz gelegt, dass man die lilafarbene Nummer 77 auf dem Rücken perfekt sehen konnte.
In dem Moment dachte ich zum ersten Mal, dass Luka hierher gehört.
Jerry West, Kareem Abdul-Jabbar, James Worthy, Shaquille O’Neal, Pau Gasol, Kobe Bryant, LeBron James, Magic Johnson – und jetzt Luka Magic.
Ich kann verstehen, dass gerade das viele stört. Warum immer die Lakers? Warum bekommen sie immer die guten Spieler?
Eins muss man den Lakers lassen: Sie verstehen einfach, was es heißt, Business zu machen. Und dazu gehört auch, dass Fans unterhalten werden und sich Spieler wohlfühlen.
Bei den Lakers fehlt es dir an nichts. Du bekommst das Rundum-sorglos-Paket – und das schöne Wetter noch on top. Dazu all die Promis, die dir bei deiner Arbeit zusehen wollen. Aber dafür heißt es auch: abliefern.
Denn mit der Ehre, Purple and Gold tragen zu dürfen, kommt auch der Druck.
Nicht jeder kann dem standhalten. Aber ich glaube mittlerweile, dass Luka vielleicht genau diesen Druck braucht – um sich fit zu halten, um sein Game aufs nächste Level zu heben und nicht in seiner Comfort Zone zu bleiben.
In Dallas wurde nicht viel von ihm erwartet. Man war einfach dankbar, dass man ihn hatte.
Das wird in L.A. aber nicht mehr ausreichen.
Bei den Lakers ist man nicht einfach nur dankbar, dass man Luka hat – hier musst du abliefern. Und nicht nur abliefern, du musst Titel holen. Und am besten nicht nur einen.
In der Pre-Game-Pressekonferenz hatte ich die Möglichkeit, JJ eine Frage zu dieser Thematik zu stellen.
“Als ich mit Luka gespielt habe, war er bereits ein First-Team-All-NBA-Spieler und galt als einer der besten Spieler der Welt. In den paar Jahren seit meinem Rücktritt hat er sein Team in die Western Conference Finals und jetzt in die NBA Finals geführt. Er hat bewiesen, dass er ein Team auf das Niveau eines Contenders heben kann.
Ich denke, wenn man betrachtet, wo diese Gruppe vor dem Trade stand und dass sie jetzt ihn haben, dann haben wir eine Chance, konkurrenzfähig zu sein. Und um auf deine Frage zurückzukommen: Wir müssen weiter wachsen, wir müssen uns weiter verbessern und ihn in das Team integrieren. Das ist die Herausforderung. Denn er ist ein absoluter Wettkämpfer, ein Killer, er will gewinnen. All diese Dinge müssen zusammenkommen – und hoffentlich werden sie das auch.”
Wenn ich darauf wetten müsste, glaube ich, dass wir nicht lange auf den ersten Titel der Lakers-Luka-Ära warten müssen.
Nach der PK öffnete der Locker Room.
Hier konnte ich dann Maxi Kleber interviewen – das Interview werde ich in den nächsten Tagen veröffentlichen.
Und als ob der ganze Abend nicht eh schon verrückt genug war, habe ich erst in diesem Moment realisiert, wie crazy es eigentlich ist, dass Maxi jetzt auch ein Laker ist.
Maxis Locker ist zur linken Seite von Lukas Locker. Im Nachhinein habe ich mich etwas geärgert, dass ich in dem Moment nicht darauf gekommen bin, Maxi zu fragen, ob die Spieler sich aussuchen können, neben wem sie sitzen wollen oder ob das einfach zugeteilt wird.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass Luka gefragt wurde, neben wem er sitzen will – und dann finde ich den Gedanken, dass er sich Maxi ausgesucht hat, einfach schön.
Denn zur rechten Seite von Lukas Locker ist der Zugang zu den Duschen, somit hat er im Prinzip nur einen Sitznachbarn. Direkt nach dem Zugang kommt dann LeBrons Locker.
Maxi hat während des ganzen Interviews über beide Ohren gestrahlt. Es hat mich so sehr gefreut, ihn so glücklich zu sehen. Er ist sehr zuversichtlich, dass sein Fuß gut verheilt und er in absehbarer Zeit wieder zurückkommen kann. Aber mehr Details und das ganze Interview gibt es dann in den nächsten Tagen.
Ich kann es kaum abwarten, dass Maxi hoffentlich bald wieder zurückkommt.
Gerade nach den News, die wir gestern erhalten haben – dass die Lakers Christian Wood gewaived und dafür Alex Len von den Kings unter Vertrag genommen haben –, glaube ich, dass Maxi ein sehr wichtiger Bestandteil des Teams werden könnte, der dringend gebraucht wird.
Danach ging es dann zurück auf den Court, wo wir alle gespannt darauf warteten, dass Luka zu seinem ersten Warm-up-Shooting herauskommt.
Egal, in welcher hintersten Ecke man gestanden hätte oder wie sehr man noch im Gespräch vertieft gewesen wäre – man hätte es nicht verpassen können.
In dem Moment, als er aus dem Spielertunnel trat, brach von jetzt auf gleich lauter Jubel aus, der schnell in „Luka!“-Sprechchöre überging.
Die Arena war zu dem Zeitpunkt gerade mal zu einem Viertel gefüllt – und trotzdem hatte es Finals-Feeling, so laut war es.
Es dauerte ungefähr zwei Minuten, bis er mit seinen ersten Würfen begann – und passend dazu wurde die Hip-Hop-Musik in slowenische Volksmusik geändert. Genau so, wie er es sonst auch in Dallas gemacht hat.
Auch beendete er seine Session mit seinen Halfcourt-Shots, die er nach dreimaligem Verwerfen mit Liegestützen zur Strafe abschloss.
Er strahlte die ganze Zeit.
Ich würde am liebsten jedes noch so kleine Detail erzählen, weil es mich einfach so glücklich gemacht hat, ihn so glücklich zu sehen – aber dann würde aus dieser Kolumne ein ganzes Buch.
Noch ein letzter besondere Moment, den ich nicht unerwähnt lassen kann: wie wir später erfuhren, hat LeBron, Luka am Vorabend noch per Nachricht geschrieben, dass er möchte, dass Luka als Letzter bei der Startaufstellung aufgerufen wird – was sonst immer LeBrons Moment ist.
In dem Moment, als der Stadionsprecher Lukas Namen rief, könnt ihr euch nicht vorstellen, wie laut die Halle war.
19.000 Zuschauer, die im Einklang „Luka!“ riefen. Ich hatte überall Gänsehaut.
Ich habe wirklich schon einige geschichtsträchtige NBA-Spiele gecovert – zuletzt das erste Game von LeBron und Bronny oder LeBrons 40.000-Punkte-Spiel. Aber das hier? Das war nochmal ein anderes Level.
The Magic is back in the building
Bis zum nächsten mal euer Flight Girl