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Wie Ich Die Heat Culture Live Erlebte!

Holger Werner, „Heatlifer“ seit 1993 nimmt uns mit auf eine Zeitreise ans South Beach, zu den Anfängen der Heat Culture.

by Holger Werner
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Dass ich irgendwann mal nach Miami reisen würde, das wusste ich schon im Sommer 1990! Ein nächtlicher Zwischenstopp auf dem Weg in die Karibik, die Lichter dieser Stadt, ich wollte diesen Ort unbedingt kennenlernen. Natürlich auch deshalb, weil ich als Jugendlicher die Serie „Miami Vice“ regelmäßig schaute und durch meinen Ferienjob bei Nike in Weiterstadt ohnehin schon ein bisschen „amerikanisiert“ wurde.

Foto: Holger Werner

Ich nahm also im Herbst 1992, kurz nach dem das „Dream Team“ in Barcelona die ganze Welt begeisterte mein Entlassungsgeld vom Zivildienst, und buchte mir für Februar 1993 einen Flug, sowie zuerst ein paar Nächte in einem Hostel am South Beach.

Die Adresse bekam ich damals von einer Schulfreundin die dort kurz vorher jobbte und meinte, die Gegend sei „sicher“ und die Besitzer sehr nett. Dieser Spot sollte am Ende auch meine Unterkunft für die nächsten Jahre sein.

Foto: Holger Werner

Am ersten Tag nach meiner Ankunft fuhr ich mit dem Bus direkt nach Downtown, um die damals wirklich noch sehr spärliche Skyline, und die noch ziemlich neue „Bayside Shopping Mall“ aus zu checken! Die nächsten vier Wochen wollte ich einfach nur schönes Wetter und den Strand genießen, sowie natürlich shoppen.

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Das Nachtleben und der Sport stand zunächst nicht wirklich auf meiner „To Do Liste“, aber ich stellte wirklich schnell fest, dass die Stadt Miami und „Miami Beach“ sehr unterschiedlich waren.

Mein Bus fuhr damals auf dem Weg zur Mall am Biscayne Boulevard, auch an der Miami Arena vorbei. Der „Pink Elephant“, so damals der Spitzname der in smartem Rosa gehaltenen Sportstätte, sah schon von aussen sehr beeindruckend aus.

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Warum also nicht mal schauen, wie das so von innen aussieht, dachte ich mir, und landete neben der Busstation zufälligerweise direkt an einer kleinen Ticketmaster Hütte an der Flagler Street. Das Internet steckte damals noch in den Kinderschuhen, ich hatte also keine Ahnung was in der Arena generell passierte.

Aber mir fiel direkt ein „Miami Heat Schedule“ auf, der mich am Fenster anstrahlte. Schon einen Tag später saß ich dann tatsächlich das erste Mal bei einem NBA Spiel live in den USA in einer Arena.

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Ich kannte die NBA bis dahin nur aus dem DSF (Deutsches Sport Fernsehen), kommentiert wurde sie damals von Frank Buschmann und die Chicago Bulls mit Michael Jordan, den Nike im Sommer 1990 nach Frankfurt holte, waren der amtierende Champion.

Die Arena war bis dahin das Größte, was ich mir überhaupt vorstellen konnte. Knapp 12.000 Fans kamen an diesem Abend zum Spiel der HEAT gegen die Atlanta Hawks.

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Nach drei Vierteln stand es unentschieden, das Spiel war also ziemlich spannend. Wir waren ungefähr bei der Saisonhälfte und Miami stand bei einem Record von 14-27, also nicht wirklich gut. Ok, die Franchise gab es auch erst knapp fünf Jahre und Basketball hatte es noch schwer in der Stadt.

Im letzten Viertel verwandelte Glen „G-Money“ Rice ein paar unglaubliche Würfe und Miami gewann am Ende ziemlich deutlich. Die Stimmung war natürlich grandios und durch die Boxen dröhnte „The Heat is On“ von Glenn Frey. Noch am selben Abend entschied ich mich, direkt Tickets für die nächsten Spiele zu kaufen.

Insgesamt sah ich während meiner Zeit vor Ort 5 Spiele live, die Auswärtsspiele gönnte ich mir in der Cleveland Sportsbar am Ocean Drive bei zwei, drei Bierchen und morgens studierte ich die Statistiken im Miami Herald bei leckerem Orangensaft und Croissants aus der Bäckerei direkt vor meinem Hostel.

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Während man heutzutage ja live alles auf dem Smartphone verfolgen kann, musste man damals tatsächlich bis zum nächsten Morgen auf einen Game Report und Statistiken warten. Die Amerikaner sind dafür bekannt, beim Sport alles festzuhalten, das faszinierte mich total.

Ursprünglich hatte ich den Trip nach Miami nur ein Mal geplant, aber nach meinen vier Wochen am South Beach hatte mich das Fieber komplett gepackt, und ich sollte diese Reise jährlich bis zum Jahr 2000 wiederholen. Immer, wenn ich nach meinen 14 Tagen Urlaub vor Ort den Flieger betrat und in Deutschland landete, fühlte ich direkt eine Art Heimweh. Während meines ersten Aufenthalts lernte ich auch Chuck kennen, einen ziemlich coolen Lifeguard am Beach. Wir wurden schnell Freunde und hielten über Jahre Kontakt. Chuck kaufte mir vorab Tickets für die Spiele der Heat, sobald ich ihm das „Go“ gab und er wusste wann ich komme. Viel musste er nicht vorlegen, denn im Upper Level kosteten die Tickets damals nicht mehr als 15 Dollar in meiner Lieblings Section.

Foto: Holger Werner

Während das Team in den ersten vier Jahren nach Gründung (1988) eher mittelmäßigen Basketball spielte, die Arena selten komplett gefüllt, die Fanbase ziemlich schläfrig war und Hits von Gloria Estefan während der Spiele mehr feierte als Dunks und Blocks von Rony Seikaly, sollte sich 1995 für die Stadt auf einen Schlag alles ändern.

Micky Arison, Besitzer der Carnival Corporation, kaufte das Team für 32 Millionen Dollar und lockte mit Pat Riley einen Coach in die Stadt, der die „Showtime“ Lakers mit Magic Johnson in den 80er Jahren zu vielen Titeln coachte und somit schon ein paar Ringe mit nach Miami brachte. Der „Godfather“, so liebevoll noch heute von vielen genannt, stand für das, was Arison fortan in Miami sehen wollte, nämliche Siege und Championships!

Riley kam aus New York, und rieb sich schon dort einige Jahre an den Chicago Bulls mit Michael Jordan auf. Arison versprach ihm ein großes Budget und die alleinige Macht im Club, was das sportliche betraf. Und so kam es wie es kommen musste, schon in der ersten Saison holte Riley mit Tim Hardaway und Alonzo Mourning per Trade die ersten Stars nach Miami, mit Dan Majerle und Jamal Mashburn zog es im Jahr darauf weitere Free Agents in Richtung Sonne.

Foto: Holger Werner

Erfahrene Rollenspieler und harte Defender ergänzten das Team, das von nun an definitiv auf der Karte war und die Atlantic Division beherrschte! Die „HEAT Culture“ war geboren und es sollte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der erste Championship Banner unter dem Dach der Arena hing. Doch ausgerechnet die New York Knicks, das Team das Riley zuvor coachte, und das im Kern immer noch dasselbe war, das Riley einst zusammenstellte, hatte neben den Chicago Bulls etwas dagegen! Dazu kam noch ein misslungener Deal mit Juwan Howard vor der Saison 1996/97, der Miami mit Sicherheit zum neuen Powerhouse im Osten gemacht hätte.

Der All-Star der Washington Bullets unterschrieb in Miami einen Deal, den die NBA nicht absegnete, da er gegen die Richtlinien des Salary Caps sprach. Miami scheiterte in den kommenden Jahren drei Mal in Folge in den Playoffs an den Knicks, zweimal sogar in den entscheidenden Spielen auf dem Homecourt in den Schlusssekunden! Bittere Momente, die die Franchise aber verkraftete und im Hintergrund schon an einem neuen Highlight arbeitete.

Während am South Beach die Transition in vollem Gang war, die Rentner die ihren Lebensabend am Beach in kleinen Apartments verbrachten immer weniger wurden und ihren Platz für Models und deren Agenten räumten, plante Arison mit der Stadt eine neue Arena am Biscayne Boulevard, die den „Pink Elephant“, der eigentlich schon nach seiner Eröffnung „out of Date“ – da ohne großzügige VIP-Logen – war, ablösen sollte. Die Skyline wuchs, die Stadt wurde bei Touristen aus der ganzen Welt immer beliebter und Miami wollte mit Arison und Riley an der Spitze endgültig angreifen! 

Foto: Holger Werner

Eine Stadt und eine Sportart im Wandel! Ich erlebte nicht nur die Transition vom Expansion Team zur „winning“ Franchise, sondern auch Profisportler und Millionäre hautnah zum Anfassen. Meine Trips nach Miami fanden zwischen 1993-2000 im jährlichen Rhythmus während der Osterferien in Hessen statt.

Die Schedule meinte es in dieser Zeit immer gut mit mir, innerhalb meiner 14 Tage vor Ort, konnte ich in der Regel immer zwischen 4-6 Spiele Live vor Ort sehen. Highlights waren die Spiele sonntags mittags, denn die Gästeteams waren schon samstags „in Town“ und nicht selten Abends am South Beach in Clubs und Bars anzutreffen. Während es Terry Porter ( San Antonio Spurs ) damals mit einem Teamkollegen entspannt bei einem Drink in einer Sportsbar anging, traf ich Anthony Mason (New York Knicks), der leider viel zu früh verstarb, mal Nachts um 2 in einem angesagten Club auf der Washington Ave. Aber auch die Spieler der Heat waren gerne am Beach unterwegs. Jamal Mashburn und Voshon Lenard traf ich mal in einem Café am Ocean Drive, leider hatte ich damals keine Foto Kamera dabei.

Foto: Holger Werner

Selbst im Flamingo Park, wo noch Anfang der 90er Jahre überwiegend Jugendliche kubanischer Abstammung lahme Pick-Up Games spielten und das Niveau relativ niedrig war, spürte man, dass sich einiges verändert hatte. Die Competition wurde deutlich besser und nicht wenige Baller trugen stolz ihre Hardaway und Mourning Jerseys wenn es auf den beiden Courts ordentlich zur Sache ging. Hier lernte ich tatsächlich nicht nur rüden Trashtalk, ohne den man nicht mehr bestehen konnte, sondern auch ein paar spanische Wortfetzen, die für eine gute Zeit im Park reichen sollten!

Als ich im Winter 1999 einen ehrenamtlichen Job im Bereich „Internet-Redaktion“ bei den Frankfurt Skyliners annahm erzählte ich auch dem Manager des Clubs von meinen Reisen nach Florida und meiner Liebe zum Team in Miami. Ich fragte nach, ob es denn Kontakte zur NBA gäbe, da ich im Frühjahr wieder fliegen wolle und gerne mal etwas näher dran wäre. Da ich zu dieser Zeit eine Sportsendung bei einem Radiosender in Rüsselsheim moderierte, richtete ich eine offizielle Anfrage für „Media Credentials“ an seinen Kontakt, und bekam tatsächlich für drei Spiele die Zusage.

Foto: Holger Werner

Es sollte ein Traum in Erfüllung gehen, denn es waren nicht nur Tickets für die neue Arena, sondern auch der Zugang zur Pressekonferenz mit Pat Riley und dem Locker Room, in dem ich dann auch die Arbeit von NBC, ESPN u.a. live erleben durfte.

Ein Interview mit Dan Majerle war mein persönliches Highlight, außerdem hatten einige Spieler ihre Kids mit in der Kabine. Tim Hardaway zum Beispiel seinen damals 8 Jahre alten Sohn Tim Hardaway Jr.

Hätte mir damals jemand gesagt, dass er mal mehr Geld verdienen sollte als sein Dad, ich hätte ihn wahrscheinlich ausgelacht.

Am 9.April 2000 sah ich dann das vorerst letzte von insgesamt 29 Spielen, gegen die New York Knicks vor Ort. Gefühlt war es für die Knicks ein Heimspiel, im weiten Rund sah ich unfassbar viele blaue Jerseys. Dass Tim Hardaway das Spiel in der Overtime mit einem unfassbaren Dreier für Miami entschied fühlte sich für mich nach den vielen verlorenen Playoff Serien in den Jahren zuvor gegen den Rivalen aus dem Big Apple fast wie eine Genugtuung an, gleichzeitig sollte es für mich auch das letzte Spiel in Miami für fast ein Vierteljahrhundert gewesen sein.

Zwischen 1993-2000 sah ich im „Pink Elephant“ und der „American Airlines Arena“ Stars wie Allen Iverson, Magic Johnson, Charles Barkley, Kobe Bryant und Clyde Drexler, sowie das beste Team aller Zeiten, die Chicago Bulls mit Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman. Dass ich für dieses Spiel auf dem „Black Market“ am Spieltag sechs Stunden vor Tip-Off direkt vor der Arena nur 75 Dollar bezahlte, kann ich bis heute noch nicht glauben. In Los Angeles oder New York hätte ich keine Chance gehabt, oder astronomische Summen gezahlt, in Miami aber war man 1996 noch auf dem Weg zu einem Basketball Mekka, da konnte auch ein Michael Jordan tatsächlich noch für keinen richtigen Hype sorgen. Nicht nur dieses Ticket, sondern auch die aller anderen Spiele dich ich vor Ort sah, habe ich bis heute aufgehoben.

Foto: Holger Werner

Fast ein komplettes Jahrzehnt durfte ich die Entwicklung der Franchise, der Stadt und des South Beach hautnah erleben, für einen jungen Touristen wie ich es war, war dies eine unglaubliche Erfahrung! Im Plattenladen auf der Washington Avenue gab es damals Mixtapes (ja, Kassetten!) von „DJ Khaled“, im News Café am Ocean Drive frühstücke Gianni Versace inmitten der Nachbarschaft und Hollywood Stars wie Silvester Stallone, Eddie Murphy, Michael Douglas und Sharon Stone schlenderten teilweise ohne Bodyguards die Straßen entlang. Stammgast bei Spielen in der Miami Arena war übrigens auch Boris Becker, der damals noch auf Fisher Island mit seiner Frau Barbara ein Apartment hatte und großer Basketball Fan war.

Erst im April 2023 kam ich wieder zurück, geplant war es eigentlich schon viel früher. In der Zwischenzeit, wir sprechen hier von fast einem Vierteljahrhundert, gewann „mein“ Team insgesamt drei Meisterschaften. Spieler wie LeBron, Shaq, Gary Payton und D-Wade habe ich nie live vor Ort gesehen, dafür durfte ich meinem Sohn die Stelle zeigen, an der meine Liebe für die Stadt und den Sport begann.

Dort wo einst die Miami Arena stand, also nur knapp 400 Meter vom jetzigen Kaseya Center entfernt, war immer noch ein leerer Platz mitten in Downtown, der sich inmitten der mittlerweile stark gewachsenen Skyline ziemlich komische anfühlte. Als ich ihm von den ganzen Spielen, den Bulls und Michael Jordan erzählte bekam ich tatsächlich bei fast 30 Grad im Schatten eine Gänsehaut. Sollte das wirklich alles schon fast drei Jahrzehnte her sein? Wir bekamen, als ob das alles so geplant war, dann kurzfristig noch Karten für das Spiel gegen die Atlanta Hawks, das Team das ich im Februar 1993 als erstes in Miami sah.

Das Ergebnis war am Ende nebensächlich denn für mich war es die Rückkehr an eine besondere Stelle, einen besonderen Platz und ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt.

Holger Werner, „Heatlifer“ seit 1993!

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