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Flight Girl Kolumne 8/25: Lila Wolken

by Aurelia Rieke
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Wetten wurden abgeschlossen, Nummernschilder wurden getauscht, aber der Geldbeutel blieb leer.

Ich muss mir schon sehr sicher sein, bevor ich überhaupt mal eine Wette abschließe. Das Risiko zu verlieren ist mir immer viel zu hoch. Doch dann war da dieser wunderschöne lilafarbene Koenigsegg Regera, und mein klares Sehen wurde getäuscht. Ich schwebte förmlich auf einer lila Wolke.

Montag, der 24.02. – um es überhaupt auf meine lila Wolke zu schaffen, musste ich erst über Umwege von Frankfurt nach Seattle und dann am Dienstag in der Früh den Flieger von Seattle nach Los Angeles nehmen. Endlich wieder zurück im La-La-Land, um Lakers vs. Mavs zu covern.

Noch nie hat ein Trade so viel Euphorie bei mir ausgelöst. Ich frage mich, woran das liegt. Würde es mich genauso in Ekstase versetzen, wenn Jokic zu den Lakers getradet worden wäre? Oder Giannis? Ich glaube nicht. Was macht diesen Trade zu etwas so Besonderem, dass ich bereitwillig auf so viel Schlaf und Geld verzichte, nur um das Spiel Lakers vs. Mavs sehen zu können?

Diese Frage habe ich mir oft gestellt in den letzten Tagen, und so richtig konnte ich noch keine Antwort finden. Ich glaube, es liegt vor allem daran, was er alles schon abgeliefert hat, mit seinen gerade mal 26 Jahren und dass ich glaube, dass er all das mit angezogener Handbremse getan hat. Was passiert, wenn wir seine 100% sehen? Wenn er fitter wird, erfahrener! Der Fakt, dass ich glaube, dass da noch so viel mehr ist, was wir noch nicht gesehen haben, erfüllt mich so mit Vorfreude, dass ich bereit bin, schlaflose Nächte in Kauf zu nehmen, um live berichten zu können, was sich da in Los Angeles entwickeln wird.

Angekommen an der Crypto Arena, sollte meine lila Wolke kurz Realität werden. Da stand doch wirklich der Koenigsegg Regera vor dem Eingang, mit dem die Jordan Brand Stunden zuvor vor dem Tip-off den Clip auf den sozialen Medien veröffentlichte, in dem man den lilafarbenen Regera sehen konnte und jemand das Nummernschild tauschte von „77 Texas“ auf „77 California“ – „Full tank, no mercy“.

War der ganze Hype um das Spiel am Ende zu viel Druck für Luka? Später in der Post-Game-Pressekonferenz erfuhren wir, dass er vor dem Spiel nicht schlafen konnte. Das ist ein Punkt, der mich sehr beeindruckt, seitdem Luka ein Laker ist. Dass er nicht auf künstlich „tough“ macht, sondern uns an einem Teil seiner Emotionen teilhaben lässt. Was ich unglaublich wert schwätze.

Zu oft vergessen wir im Profisport, dass dort Menschen und keine Maschinen vor uns sitzen. So schnell wie nie urteilen wir, wenn wir nicht das sehen und bekommen, was wir möchten oder erwarten. Noch nie hatten wir so viel Talent in der Liga wie aktuell, doch sind wir so schnell wie noch nie darin, Spieler oder das Game selbst schlechtzureden. Was hat sich in der Gesellschaft verändert, dass wir so schnell unzufrieden sind oder meckern, wo es nichts zu meckern gibt? Legen wir unser eigenes Nicht-Schaffen auf das eines anderen? Und fühlen uns besser, wenn wir in jemand anders Fehler finden?

Was würde passieren, wenn Luka jetzt mehrere Off-Games hintereinander hätte? Ist er dann schon „washed“? Und die ganzen Nachrichten, die uns gerade auf Social Media überfluten, dass die Mavericks ihn ja angeblich loswerden wollten, weil er nur am Biertrinken war und zu viel Shisha geraucht hat.

Das Problem mit Social Media ist, dass jeder mit einem Bild, das vielleicht Jahre alt ist, alles behaupten kann, was er möchte. Warum schreibe ich all das hier? So genau weiß ich es nicht. Ich glaube, ich wünsche mir etwas mehr Respekt. Respekt im Umgang miteinander und eine Wertschätzung für das, was wir haben.

Wir haben so viele Top-Spiele mittlerweile an einem einzigen Abend, dass ich nicht mehr hinterherkomme. Schaue ich heute die Celtics? Oder lieber doch die Cavs? Aber eigentlich will ich auch OKC sehen, oder doch die Nuggets? Dann sind da noch die Lakers, die Knicks, die Bucks, die Warriors, die Pistons, die Clippers usw. Alle machen so unglaublich viel Spaß.

Aber nochmal zurück zu Lakers vs. Mavs. Pre-Game hatte ich die Möglichkeit, JJ Redick eine Frage zu stellen. Zuerst einmal wollte ich anmerken, dass ich es beachtlich finde, wie erfolgreich sein bisheriger Weg schon war, und ich wollte gerne wissen, wie er es schafft, scheinbar immer die richtigen Worte zu finden, die wir dann nach einem Game aus dem Locker Room hören, und wie er sich auf so ein Spiel, emotional betrachtet, vorbereitet.

„Nun, zunächst einmal würde ich nicht sagen, dass ich als Trainer bereits viel Erfolg hatte. Ich bin noch sehr neu in diesem Bereich und hoffe, dass ich in fünf oder acht Jahren zurückblicken und sagen kann, dass ich als Trainer einiges erreicht habe. Was die Ansprache betrifft, so ist ein Teil davon sehr instinktiv. Ein anderer Teil ist reflektiert, und manchmal erfordert es ein wenig Überlegung mit unserem Trainerstab, wann ich die Gruppe antreiben oder wann ich mich zurücknehmen sollte. Wir haben 17 Personen in unserem Trainerstab, einschließlich unserer Coaching Associates, und ich habe täglich Kontakt zu jedem Spieler, aber auch diese Trainer haben täglich Kontakt zu verschiedenen Spielern. Daher ist es wichtig, genau zu wissen, was in der Gruppe vor sich geht, was sie durchmachen und was sie fühlen.

In meiner Vorbereitung auf die Trainerrolle habe ich viel Zeit damit verbracht, mit anderen Trainern zu sprechen, und einige von ihnen waren sehr hilfsbereit, indem sie mir Ratschläge gegeben haben. Ich habe etwa 30 Minuten mit ‚Spo‘ während der All-Star-Pause letztes Jahr gesprochen. Wir haben über verschiedene Dinge gesprochen, und er hat immer wieder betont, dass vieles davon eher eine Kunst als eine Wissenschaft ist. Einiges davon basiert auf Gefühl, und ehrlich gesagt gab es ein paar Mal, wo ich nicht gedrängt habe und es nicht funktioniert hat. Und es gab ein paar Mal, wo ich gedrängt habe und es auch nicht funktioniert hat. Man wird darin nie perfekt sein. Ich denke, letztendlich muss man seinem Instinkt vertrauen.“

All diese Dinge, die er angesprochen hat, sagen so viel darüber aus, warum ich glaube, dass JJ so ein genialer Coach ist. Er sieht tiefer, er hört zu und weiß, dass es ein Prozess ist. Nichts ist perfekt von Anfang an.

Was uns nochmal zu Luka bringt. Luka beendete das Game mit 19 Punkten, 15 Rebounds und 12 Assists. Nicht perfekt. Aber wir stehen am Anfang von einem neuen Abschnitt, und auch in der Zukunft wird nicht jedes Spiel sein bestes sein. Aber der Weg ist das Ziel. And greater things are yet to come.

P.s.: All meine Wetten gingen null auf null aus. Was habe ich daraus gelernt. Ich fahre richtig damit, sonst nicht zu wetten.

Just enjoy the process.

Bis ganz bald.

Euer Flight Girl

Photo Credit: Adam Pantozzi

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