Die Heat Culture bringt dich nicht weiter, wenn dein Team die Shots nicht versenken kann.
Play-In-Spot, trotz historisch schlechter Leistung – und wenig Hoffnung auf Besserung bis zu den Playoffs.
Ich muss echt sagen, wenn das, was man sieht, nicht gerade schön aussieht, ist es gar nicht so leicht, eine Kolumne zu schreiben, bei der mein Hauptaugenmerk den schönen Dingen gewidmet ist.
Dabei war das Spiel gegen die Celtics am vergangenen Freitag bis zum Ende des dritten Viertels recht spannend. Aber wenn deine beiden Go-to-Guys nicht konstant liefern und deine vierte und fünfte Option eigentlich Siebt- oder Acht-Mann-Rotationsspieler sind, wird es schwer, auch eine kurze Führung im dritten Viertel über die Ziellinie zu bringen.
Donnerstag, 13.03. – 16 Uhr Landung Frankfurt-Miami.
Zuletzt war ich ja viel in L.A. unterwegs und konnte mich kaum retten vor schönen historischen Momenten.
Luka kommt nach L.A., schlägt direkt ein, als ob er schon immer ein Laker sein wollte. Die Lakers gewinnen ein Spiel nach dem anderen.
Dann meine Vorbereitung auf Miami. Tatsächlich habe ich mich sehr auf das Game Heat vs. Celtics gefreut. Die Heat hatten bis zu diesem Punkt vier Spiele in Folge verloren – was ja mal passieren kann, wenn du gerade deinen Franchise-Spieler verloren hast und du dich nach dem ganzen Hin und Her erst mal wieder sortieren musst. Meine Frage, die ich mir gestellt habe: Kann auch mit diesem Roster die „Heat Culture“ greifen? Und wie sieht dieses Team am Ende gegen eines der Top-Teams wie die Celtics aus?
Denn auf den ersten Blick, sieht dieses Heat-Team, doch gar nicht so schlecht aus.
Bam Adebayo: USA-Goldmedaillengewinner, 3× All-Star, Heat-Franchise-Player
Tyler Herro: 1× All-Star, 3-Point-Contest-Winner
Andrew Wiggins: 2014 1st Pick, Rookie of the Year, 1x All-Star
Aber dann wird es ganz schnell sehr dünn: Duncan Robinson, Kevin Love, Haywood Highsmith, Jaime Jaquez Jr., Davion Mitchell, Kyle Anderson, Terry Rozier.
Die Frage, die bei mir bleibt: Was bedeutet eigentlich diese „Heat Culture“?
Ist es ein Spielsystem? Ist es immer die Extra-Meile zu gehen, wo andere aufgeben? Ist es eine mentale Einstellung, eine besondere Perspektive?
Ich nehme an, es ist ein Mix aus allem. Aber haben das nicht andere Franchises auch? Wenn man den Worten von Jimmy Butler über die Golden State Warriors Glauben schenken mag, sieht es dort ja nicht anders aus. Oder vielleicht sogar besser? Weil der ganze Druck in Miami, es über die „Heat Culture“ reißen zu müssen, vielleicht die Spielfreude verloren gehen lässt?
Denn geht es am Ende nicht darum, dass man Freude an dem haben muss, was man macht, um performen zu können?
Und genau das ist es, was ich in Miami beobachtet habe. Nicht nur die Spielfreude fehlt, sondern auch der Glaube an sich selbst.
Selbst wenn sie einen Run haben und kurz in Führung gehen, wirkt es so, als würde die Angst schon mitschwingen, dass die Führung nicht von langer Dauer ist.
Noch dazu sehe ich gerade keinen Spieler im Heat-Team, der das Team anführt und ihm eine Identität gibt.
Einen, der mal laut wird, mit seinem Team redet und Verantwortung übernimmt. Jeder hatte gehofft, dass es Bam sein kann – wir haben es auch immer mal wieder aufblitzen sehen – doch dann wurde er immer stiller.
Gerade in solch einem Moment, in dem die Heat jetzt stecken, musst du aufstehen und dein Team stärken.
Ich bin tatsächlich sehr positiv von Erik Spoelstra überrascht, wie sehr er für sein Team einsteht und an seine Jungs glaubt. Klar, man könnte jetzt sagen: Das muss er ja auch.
Aber es kommt wirklich von Herzen.
Ich habe schon viele Heat-Spiele in der Vergangenheit gecovert. In den Zeiten, in denen es gut lief, war er in den Pressekonferenzen oft kurz angebunden und wirkte eher unemotional.
Jetzt ist es ihm ein Anliegen zu vermitteln, wie sehr er an die Jungs glaubt – und dass der Fehler bei ihm liegt, wenn er es nicht schafft, das Team im vierten Viertel so zu coachen, dass es eine Führung aus dem dritten Viertel auch ins vierte weitertragen kann.
Ich bin in drei Tagen wieder in Miami für das Heat vs. Houston Rockets-Spiel und bin gespannt, was sich bis dahin verändert hat oder ob Miami vor einem noch größeren Scherbenhaufen steht.
Denn mit den letzten verlorenen Spielen stehen die Heat nun unter Erik Spoelstra vor der historisch schlechtesten Losing-Streak von acht Spielen in Folge.
Bis Freitag spielen sie noch einmal gegen die Pistons und dann gegen die Rockets. Mal schauen, ob ich dann von einem W berichten kann – oder ob es eine 10-Game-Losing-Streak geworden ist.
Um noch ein paar erfreuliche Dinge zu erzählen: Neben den Heat konnte ich mir auch die Boston Celtics anschauen.
Jaylen Brown fiel krankheitsbedingt aus, und obwohl Kristaps Porziņģis immer noch nicht zurück ist, sind die Celtics tief genug, um das zu kompensieren.
Nicht zuletzt auch wegen eines überragend spielenden Al Horford, der mit seinen fast 39 Jahren – an allen Ecken und Enden des Spielfelds dir das gibt, was du gerade brauchst. Er war scheinbar im gleichen Supplement-Shop einkaufen wie LeBron James.
Wo die Portion Spielfreude bei den Heat fehlt, gibt es dafür eine Extraportion bei den Celtics. Den Jungs zuzuschauen, macht einfach Spaß. Ich glaube, der Hunger ist unglaublich groß, den Titel zu verteidigen – dieser Ehrgeiz und das Feuer siehst du ihnen an.
Das Team hat einen starken Mix aus unterschiedlichsten Charakteren, die das Ganze einfach rund machen.
Post-Game war ich noch im Locker Room und konnte mit Jrue Holiday, Derrick White und Jayson Tatum reden. Jrue Holiday hatte übrigens ein Sahne-Game gegen die Heat. In den ersten vier Minuten des Spiels droppte er direkt 10 Punkte mit Back-to-Back-Dreiern. Am Ende kam er auf 25 Punkte, 4 Rebounds und 3 Assists – nur knapp hinter Jayson Tatum (28 Punkte).
Derrick White und Jayson Tatum habe ich zur Stimmung in der Arena eine Frage gestellt. Obwohl Miami und Boston nicht gerade nah beieinander liegen – und es in der NBA absolut untypisch ist, dass Fans mitreisen, waren unglaublich viele Celtics-Fans in der Arena.
Klar, einige davon sind sicher auch in Miami ansässig. Aber genau das hat auch Jayson Tatum betont – was für ein Privileg es ist, für die Boston Celtics zu spielen und die Celtics Fans, die tatsächlich mitreisen:
„Ja. Etwas, das ich seit meiner Rookie-Saison bemerkt habe. Etwas, das ich nicht als selbstverständlich ansehe. Es ist eine Ehre, dieses Trikot zu tragen und den Stolz, der damit einhergeht. Die vielen Fans, die mit uns in jede Stadt reisen. Es ist etwas Besonderes. Let’s go Celtics. In fremden Arenen, in der regulären Saison, in der Preseason, in den Playoffs – das ist das Besondere daran, ein Boston Celtic zu sein.“
Ähnliche Worte kamen auch von Derrick White:
„Unsere Fans sind die besten. Sie reisen mit uns und es ist immer ein großartiges Gefühl, wenn man auswärts spielt und ‚Let’s Go Celtics‘ hört und diese Unterstützung spürt. Wenn wir einen wichtigen Wurf treffen und die Menge jubelt, ist das einfach fantastisch. Wir sind unglaublich dankbar, für die Celtics spielen zu dürfen – wegen der Fans.“
Hier finde ich spannend zu sehen, wie Derrick im Vergleich zu Jayson in der „Wir-Form“ redet. Er hat so eine schöne Aura, immer das Team im Fokus, ähnlich wie bei Jrue Holiday oder Al Horford.
Wenn du geschlossen als ein Team auftrittst, dich gegenseitig dort stärkst, wo der andere seine Schwächen hat und du deine Stärken einbringen kannst, und so alle Bereiche abdeckst, wird es schwer, die Celtics in einer 7-Game-Series zu schlagen.
Mit der Finals-MVP-Ernennung von Jaylen Brown und dem ganzen Gerede der Medien drumherum. War ich gespannt zu sehen, wie die beiden, Jayson und Jaylen, mit diesem Thema in dieser Saison umgehen.
Wer ist der beste Spieler im Team? So etwas kann das Teamgefüge zum Kippen bringen. Bisher kann ich nicht sehen, dass wir das zwischen den beiden erleben werden. Und wenn die Celtics so gesund zusammenbleiben, sehe ich sie ganz weit vorne für den Back-to-Back-Titel.
Bis zum nächsten Spiel in Miami
Euer Fliegt Girl