Die NBA-Playoffs laufen – und einer, der direkt in seinem ersten Jahr mittendrin ist, heißt Quinten Post. Der 24-jährige Rookie der Golden State Warriors stand in den ersten beiden Spielen der Serie gegen die Houston Rockets mit jeweils soliden 18,27 Minuten im Schnitt auf dem Feld. Heute Abend geht es im Game 3 nach San Francisco. Eine Geschichte, die ihn von Amsterdam über Deutschland und die USA bis auf die größte Basketballbühne der Welt geführt hat.
Quinten Post wurde in Amsterdam geboren und feierte seinen ersten größeren Erfolg in der Saison 2017/18, als er mit seinem Team die niederländische U18-Meisterschaft gewann – damals als Starting Center. Es war der erste große Schritt auf einem Weg, der ihn über Deutschland und die USA bis in die NBA führen sollte.
Seine nächste Station: Berlin. In der Saison 2018/19 spielte er für das Jugendprogramm von Alba Berlin sowie für SSV Lok Bernau. Er legte 15,8 Punkte und 6,8 Rebounds pro Spiel auf.
Obwohl seine Zeit in Deutschland schon sechs Jahre zurückliegt, hat Quinten das Deutschsprechen nicht verlernt und antwortete mir zunächst auch auf Deutsch, bis wir uns nach zwei bis drei Fragen entschieden, ins Englische zu wechseln.
„Ich habe in Berlin gewohnt, Deutsch sprechen ist nicht so gut – aber ich verstehe alles“, sagt er lachend. „Ich habe drei Jahre kein Deutsch mehr gesprochen.“
Zu dem Zeitpunkt schauten auch einige Mitspieler recht verwirrt zu uns rüber, die sich, glaube ich, auch nicht bewusst waren, dass Quinten der deutschen Sprache mächtig ist.
Ich fragte Quinten, wie er die Zeit bei Alba Berlin erlebt hat – auf und neben dem Court.
„Alba war eine riesige Chance für mich. Basketball ist in den Niederlanden nicht so groß. Für mich war es ein Riesenschritt, von zu Hause wegzugehen und in so einem professionellen Umfeld zu spielen“, erinnert sich Quinten im Gespräch. „Sie hatten so viele gute Jungs dort: Franz Wagner, Jonas Mattisseck, Hendrik Drescher, Lawrence Brennecke, Martin Dehlo – alle waren da. Es war so eine starke Gruppe, von der ich viel lernen konnte. Das hat meinen Weg geprägt.“
Gerne wollte ich auch wissen, wie er den Unterschied zwischen der europäischen und der amerikanischen Basketball-Ausbildung sieht – gerade mit seiner Erfahrung in den Niederlanden als auch in Deutschland.
„Ich denke, sie lehren Basketball in Europa einfach auf eine andere Art. Schon die Struktur ist anders. Mit 18 Jahren professionell Basketball zu spielen, pusht dein Spiel enorm. Du spielst gegen erwachsene Männer – das ist eine komplett andere Welt als AAU oder Highschool-Basketball hier in den USA. Dort konzentrieren sie sich stark auf individuelle Fähigkeiten. Auch als Big Man habe ich damals an meinem Ballhandling gearbeitet, am Wurf, am Spielverständnis. Als ich dann in die USA kam, habe ich körperlich in meinem ersten Collegejahr zwar gestruggelt – aber mental hatte ich das Gefühl, dass ich das Spiel sehr gut sehen konnte.“
2019 wagte er dann den Sprung in die USA und schloss sich der Mississippi State University an. Dort war er zwei Jahre aktiv, kam jedoch nur auf durchschnittlich 8,7 Minuten Spielzeit pro Partie. Statt sich entmutigen zu lassen, entschied sich Post 2021 für einen Neustart – und wechselte ans Boston College.
Ein Wechsel, der sich auszahlte: Bereits in seinem Junior-Jahr wurde er ins ACC All-Tournament Second Team gewählt. In seiner Senior-Saison übernahm er noch mehr Verantwortung, startete in 14 von 19 Spielen und wurde als „Most Improved Player“ der ACC ausgezeichnet. Seine Statistiken: 15,1 Punkte, 5,6 Rebounds, 1,5 Assists pro Spiel.
Und es ging weiter bergauf: In seinem letzten College-Jahr legte er 17,0 Punkte, 8,1 Rebounds, fast 3 Assists und 1,7 Blocks pro Partie auf. Er wurde erneut ins ACC All-Tournament Second Team berufen – dazu ins ACC All-Second Team sowie ins ACC All-Defensive Team. Aus einem Talent ist ein kompletter Spieler geworden.
Beim NBA-Draft 2024 wurde Quinten Post schließlich an 52. Stelle ausgewählt – zunächst mit einem Two-Way-Contract.
„Es geht alles um Selbstvertrauen. Du wirst in die G-League geschickt, du fängst unten an. Aber du musst einfach den Kopf runternehmen und arbeiten. Ich habe meine Chance bekommen – und sie genutzt. Dann kam der echte Vertrag. Das hat mir alles bedeutet.“
Am 30. Dezember 2024 hatte Quinten seinen ersten Einsatz gegen die Cleveland Cavaliers, in dem er fünf Minuten Spielzeit bekam. Nur drei Wochen später, am 23. Januar 2025, machte Quinten dann richtig auf sich aufmerksam: In nur 20 Minuten erzielte er 20 Punkte, sammelte 5 Rebounds, verteilte 3 Assists und traf fünf Dreier.
Was er dem Jungen aus Amsterdam heute sagen würde?
„Ich wünschte, ich hätte damals mehr an mich geglaubt. Ich habe nie wirklich gedacht, dass ich die NBA schaffen könnte. Ich habe es niemandem erzählt, weil ich dachte: Was sind die Chancen? Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, es auszusprechen.“
Es sei aber definitiv etwas, was Quinten sich in der Zukunft vorstellen könne, anderen Mut zu machen:
„Ich hatte dieses Jahr noch nicht viel Kontakt mit jüngeren Spielern, aber ja – das ist definitiv etwas, was ich weitergeben will. Man muss an sich glauben. Es ist wichtig, große Träume zu haben.“
Zum Abschluss musste ich Quinten noch etwas Off-Topic fragen. Ich wollte wissen, ob es eigentlich ein deutsches Wort gibt, das ihm besonders im Kopf geblieben ist oder ob er ein Lieblingswort auf Deutsch hat. Er lacht – und antwortet ohne lange zu überlegen:
„Schmetterling.“