Manchmal muss man Dinge aufgeben, so sehr sie einem auch am Herzen liegen, um Neues empfangen zu können.
Deswegen schreibe ich diese ersten Zeilen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Dies ist meine dritte NBA-Season, in der ich euch aus meiner Perspektive des Flight Girl in die wunderschönen Details des Basketballs mitreisen darf.
Angefangen hat alles in den Straßen Torontos 2021. Beim Spazierengehen fand ich diesen Streetballcourt. Ein Game war schon am Laufen. Immer Bock auf ein Pickup-Game, sah ich mich einige Minuten später „next callen“. Nach einer Weile und unzähligen Versuchen seitens der Jungs, meinen Namen richtig auszusprechen, hörte ich den ersten rufen: „Flight Girl“.
Was soll ich sagen? Als Believer, dass MJ der GOAT ist, könnt ihr euch vorstellen, dass ich es extrem abgefeiert habe. Dass dieser Name mal für so viel mehr stehen würde, hätte ich mir in meinen schönsten Träumen nicht ausmalen können.
Von diesem Moment an verging ein Jahr, bis ich das Angebot erhielt, meine eigene Kolumne für ein Print-Basketball-Magazin zu schreiben. Wow, ich war sprachlos, welch ein Vorrecht! Ich wusste recht schnell, wie ich meine Kolumne nennen möchte: „Flight Girl“
And here we go – Flight Girl is taking the next step! Von Print mit einer monatlichen Auflage darf ich euch jetzt hier so oft ich möchte die wunderschöne Welt der NBA aufmalen.
Und wie kann eine NBA-Geschichte nicht schöner starten, als damit, dass die Hauptakteure vier Deutsche sind.
Kaum zu glauben, wie weit wir in Deutschland gekommen sind, dass so etwas möglich ist. Von Detlef Schrempf zu Dirk Nowitzki zu acht deutschen Spielern in der aktuellen NBA.
Während ich euch diese Zeilen hier schreibe, befinde ich mich in einem Café in Brooklyn mit der perfekten Aussicht auf die Brooklyn Bridge. Vor zwei Tagen angekommen und gestern schon das Game Brooklyn Nets vs. Orlando Magic begleitet, muss ich aber nochmal kurz zurückspringen – for the bigger picture.
Noch vor drei Wochen war ich in Dallas für drei Mavs-Spiele, unter anderem auch gegen die Orlando Magic.
Dieses Team macht einfach so viel Spaß. Ich wusste: Bei meinem nächsten Trip muss ich wieder die Orlando Magic mit einbauen, da ich etwas angezettelt hatte und den Ausgang der Geschichte erfahren wollte.
4. November, Mavs vs. Magic.
Pre-Game hatte ich die Möglichkeit, im Lockerroom mit Tristan zu reden. Fragt mich nicht warum, aber ich feiere dieses Ritual, das es sich immer mehr etabliert, dass die Rookies einen kitschigen Kinderrucksack erhalten. Also fragte ich Tristan, ob er denn auch einen bekommen hätte, was er etwas enttäuscht verneinte.
Da sah ich Handlungsbedarf.
Glücklicherweise hatte ich die Möglichkeit, post-Game mit Franz und Moritz zu reden. Ich erzählte ihnen, dass Tristan gerne einen Rookie-Rucksack bekommen hätte. Etwas überrascht, aber lachend, nahmen die beiden es zur Kenntnis. Nun musste ich doch wissen, ob mein Vorhaben geklappt hat.
Und was soll ich sagen? Ich wurde schon gespoilert, bevor ich hier in Brooklyn ankam, um nachzufragen – durch ein grandioses Bild, das ich auf Social Media fand. An dieser Stelle kurzer Shoutout an Adam Pantozzi, NBA LA Lakers Photographer, der das Bild in seiner Story hatte: Tristan mit seinem wunderschönen pinken Einhorn-Rucksack.
Voller Vorfreude konnte ich es kaum abwarten, ein paar Details zu erfahren, wer den Rucksack letztendlich besorgt hat.
And here we go – nicht nur, dass meine extreme Neugier gestern gestillt werden sollte, noch dazu durfte ich zwei Premieren feiern.
Aber eins nach dem anderen: Zuerst muss ich einen riesengroßen Dank an Len Werle aussprechen, der mir hier die Plattform gibt, dass meine „Flight Girl“-Kolumne ganz einfach umziehen durfte und so gestern meine erste Akkreditierung über OpenCourt–Basketball lief. Vielen Dank für dein Vertrauen!
Des Weiteren erhielt ich vor einer Woche die Anfrage, eine Live-Schalte aus dem Barclays Center für Ran Sport auf ProSieben MAXX in der Sendung JumpRan zu starten. Auch hier ein großer Dank an Matthias Killing, der die Idee hatte.
Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie kostbar die letzten Wochen für mich waren. So viel Vertrauen und Wertschätzung zu erfahren.
Dementsprechend war die ganze Vorbereitung auf das Game Nets vs. Magic nochmal eine ganz andere. Vor allem die große Frage: Wie bereite ich mich auf einen Live-Fernsehauftritt vor? Welche Fragen könnten kommen? Bekomme ich genügend Insights vorher, sodass ich etwas Spannendes dem Zuschauer mitgeben kann? Kann ich das überhaupt?
Bisher konnte ich mich ja hier hinter meinen Zeilen verstecken und alles nochmal nachprüfen und verbessern. Jetzt, wissend, dass mein gesprochenes Wort dann so in die Öffentlichkeit geht und ich es nicht mehr zurücknehmen kann … Ich sag’s euch: Ich war aufgeregt, aber freudig aufgeregt.
Und was soll ich sagen? Es hat so unglaublich viel Spaß gemacht. Was gibt es Schöneres, als über den Sport zu reden, der mein Herz so voller Freude erfüllt und mein täglicher Begleiter ist? Danke an das ganze Team hinter der Sendung, die all das möglich gemacht haben. Ich habe mich direkt wie ein Teil des Teams gefühlt.
Nachdem dann die zwei Live-Schalten abgedreht waren, konnte ich mich ganz meinen Interviews im Lockerroom widmen und meine langersehnten Details über den Rucksack in Erfahrung bringen. Leute, es war Franz, der sich losgemacht hat, um den Rucksack zu kaufen. Wie cool ist das bitte? Kann euch gar nicht sagen, wie sehr mich das gefreut hat.
Ich bin dann auch nochmal zu Tristan. Er hat mir dann bestätigt, dass er sich sehr gefreut hat. Ich sag euch: Von all den schönen Geschichten, die ich bisher hier erzählen durfte, ist das meine Lieblingsgeschichte. Irgendwie macht das mein inneres Kind so glücklich.
Noch dazu habe ich Tristan gefragt, was seiner Meinung nach der Grund ist, dass er es schafft, in seinem ersten Rookie-Jahr sich so schnell in die neuen Rollen einzufinden. Plötzlich stehst du in der Starting Five, weil Paolo länger verletzt raus ist, und mit der Rückkehr von Wendell Carter Jr. wieder von der Bank, aber mit deutlich mehr Minuten, als er zu Beginn von der Bank kam. Seine Meinung dazu: dass die vier Jahre am College ihn sehr gut vorbereitet haben.
Was ja immer das Thema ist: Was ist besser? So früh wie möglich in die Profiliga oder erst mal Erfahrungen sammeln am College? Was denkt ihr? Ich bin da immer sehr hin- und hergerissen. Ich bin auf jeden Fall ein “Da Silva Believer”und glaube, dass er eine lange, erfolgreiche NBA- Karriere vor sich hat.
Ich habe dann noch mit Dennis und Franz geredet, wie groß der Ehrgeiz ist, gerade wenn man gegeneinander spielt, genau diese Spiele gewinnen zu wollen. Ich war tatsächlich etwas überrascht, wie beide meinten, so sehr man natürlich dieses Spiel gewinnen möchte, man sich am Ende des Tages aber auch für den anderen freuen kann, wenn man auf der Verliererseite steht. Was wieder untermalt, was für starke Spieler wir haben, denn auch das gehört dazu: anzuerkennen, wenn der andere an dem Tag besser war.
Mit Dennis zu reden, ist eh immer eine große Freude. Ich kenne einfach niemanden, der so ehrlich mit einem redet, dir richtig zuhört und echt antwortet. Sowas ist so selten und so kostbar, diese Tage geworden. Einfach beeindruckend, miterleben zu dürfen, wie er in seinem 11. Jahr einfach mal seine beste Season abliefert, sich immer noch verbessert, sein Wurf immer cleaner wird und nicht an Speed abbaut.
Das muss ihm erst mal einer nachmachen. Deswegen rufe ich hier auf, an all die Deutschen, die sich angesprochen fühlen, diesen Spruch: „Das ist FIBA-Dennis und das ist NBA-Dennis“ mal an den Nagel zu hängen.
Es gibt nur diesen einen Dennis, der immer sein Herzblut in das Game hineingibt, egal ob er auf einem FIBA-Court steht oder auf einem NBA-Court.
Morgen geht es weiter mit Knicks vs. Magic. Das erste Mal MSG für mich. Bleibt gespannt, wie es weitergeht.
Bis dahin, euer Flight Girl.