„Manchmal muss man das Risiko eingehen und einfach mal von der Klippe springen.“
Das sagte Moritz Wagner in seinem Podcast mit Arne Greskowiak; und besser könnte ich diese Kolumne heute nicht starten als mit diesen Worten. Das war definitiv mein Leitsatz der letzten Woche. Shoutout an Moritz, an dieser Stelle. Ich habe ihm tatsächlich auch beim Spiel gegen die Knicks sagen können, wie viel mir dieser Part im Podcast bedeutet hat.
Zwar lebe ich mein ganzes Leben schon nach diesem Motto, aber das von einem sonst so vernünftig wirkenden Moritz zu hören, hat mich auf jeden Fall bestärkt in allem, was diese Woche anstand.
Drei Spiele in fünf Tagen, und das mittlere Spiel war in Miami. Angefangen hat es im Madison Square Garden. Das erste Mal MSG! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich war. So viele Bilder gehen mir durch den Kopf, wenn ich den Namen ausspreche, und jetzt endlich die Chance, dem Ganzen einen Hauch Realität einzuhauchen, indem ich diese Arena selbst betrete.
Knicks vs. Magic – ein Emirates Cup Game. Und ich weiß, es gibt viele Hater da draußen, die hinterfragen, ob der Cup seine Daseinsberechtigung hat, oder Menschen die sich von den Courts bedrängt fühlen. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich den Cup abfeiere. Ich liebe die Intensität, die das Ganze mit sich bringt, für ein sonst oft langsames Regular-Season-Game im November/Dezember. Auch den Court feiere ich. Hier zeigt sich wieder, dass ich es mag, wenn man sich etwas traut.
Auch durfte ich hier – wie schon beim Nets vs. Magic Game – bezeugen, wie vier Deutsche auf dem Court standen. Nach Dennis Schröder, Moritz Wagner, Franz Wagner und Tristan da Silva hieß es jetzt: Moritz, Franz, Tristan und Ariel Hukporti. Leider hat Ariel in dem Spiel nur knapp drei Minuten bekommen, aber ich konnte mir sein Warm-up-Shooting anschauen. Er bringt eine beeindruckende Athletik mit, und sein Wurf sieht schon recht clean aus. Ich glaube, er hat alle Anlagen, dass wir in Zukunft mehr von ihm sehen werden.
Jetzt aber zu Moritz und Franz. Auch wenn die Magic am Ende verloren haben, gingen 50 der 106 Punkte auf das Konto der beiden Jungs – 30 von Franz und 20 von Moritz. Ich habe später in der Pressekonferenz Franz gefragt, ob man sich über diesen Fakt trotzdem ein wenig freuen kann. Nicht überraschend hat er das verneint.
Mein Gedanke dazu:
Nicht jedes Spiel kann man gewinnen. Deswegen denke ich, ist es wichtig, auch stolz auf seine Leistung zu sein, selbst wenn man mit einer Niederlage nach Hause geht. Was Moritz und Franz leisten, ist beeindruckend zu beobachten. Umso schlimmer ist es, dass wir leider in den vergangenen Tagen hören mussten, dass Franz sich eine Bauchmuskelverletzung zugezogen hat. Wir können jetzt nur hoffen, dass er trotzdem seine All-Star-Nominierung bekommt – die hat er sich so verdient. Hoffen wir, dass es schneller heilt als gedacht.
Es ist stark zu beobachten, wie die Dynamik jedes einzelnen Magic-Spielers immer mehr zu einer Einheit zusammenwächst. Auch KCP findet immer mehr seine Rolle, und wir sehen den KCP, der vor zwei Jahren eine Championship mit den Nuggets geholt hat.
Weiter ging es mit meinem Flug von NYC nach Miami, und das war tough. Am 3.12 war das Spiel im Garden, und am 4.12 das Spiel im Kaseya Center. Da ich überraschenderweise im MSG den Abend, auf Christoph Dommisch (Icke) getroffen bin und wir so gute Gespräche hatten, könnt ihr euch vorstellen, wie spät ich bei einem ohnehin schon späten Tip-off nach dem Knicks/Magic im Hotel ankam. Ganze vier Stunden Schlaf später habe ich es dann doch noch in letzter Sekunde – wortwörtlich – zum Flughafen geschafft, um pünktlich beim Spiel Heat vs. Lakers anzukommen.
Das Spiel hatte eigentlich gut gestartet, bis zu dem Moment, als die Lakers ab dem zweiten Viertel aufhörten zu verteidigen. Ob das daran lag, dass einige Spieler sich am Abend zuvor das Nachtleben von Miami angeschaut haben, oder ob es einfach nur daran liegt, dass man generell unzufrieden mit der Situation ist? Ich glaube, es liegt am Zweiteren.
Ersteres hat wahrscheinlich nur dazu beigetragen, dass die Stimmung wenigstens nicht bei minus 1000 steht. Die GMs gucken sich das Ganze zu lange schon an, ohne einen Trade vorzunehmen. Es ist natürlich schwer, von außen zu urteilen. Wir wissen nicht, was hinter verschlossenen Türen passiert, aber so langsam denke ich, ist es an der Zeit, dass die Lakers ein paar Spieler traden. Welche? Zum Glück muss ich das nicht entscheiden.
Abgesehen von dem heftigen Blowout der Lakers, ist es immer eine Freude, das ganze Team im Hintergrund zu sehen. Auf meinem Werdegang habe ich definitiv die meisten Lakers-Spiele gecovert, weshalb man viele aus dem Team ins Herz schließt. Es freut mich dann natürlich sehr zu hören, dass wieder Interesse daran besteht, Dennis zurückzuholen.
Das ist für mich bis heute ein Buch mit sieben Siegeln: Warum hat man es nie geschafft, das Ganze mit Dennis langfristig hinzubekommen, statt ihn immer wieder weg zu schicken, nur um dann zu merken: Mist, eigentlich brauchen wir ihn doch. Zur Dennis-Thematik komme ich später nochmal.
Vorher müssen wir kurz über LeBron reden um die richtige zeitliche Reihenfolge nicht zu verlieren. Ich hatte die große Ehre ihm nach dem Game im Locker Room eine Frage stellen zu dürfen. Obwohl ich jetzt schon öfter in diesem Moment war, ist es immer wieder surreal – und das dann auch noch in einer Halle, in der er zwei Titel mit den Heat geholt hat. Mit diesem Hintergrund richtete sich meine Frage dies bezüglich an LeBron:
„Was geht einem durch den Kopf, wenn man realisiert, dass – obwohl es für dich ja eigentlich ein Auswärtsspiel ist – die ganzen Miami-Fans sich um dich sammeln und dir während deines Warm- up-Shootings zurufen, obwohl sich ein Teil des Miami-Heat-Teams auf der anderen Seite ebenfalls warm macht, dort aber keiner zuschaut?“
LeBrons Antowort: „Es ist ein Segen, auf jeden Fall, die Fans hier zu haben. Ich bin in deren Home Arena. Offensichtlich habe ich sehr viel, was mich mit dieser Franchise verbindet – die vielen Fans aus der Zeit, in der ich hier gespielt habe. Ich liebte es, hier zu spielen, und es ist immer wieder wunderschön, hierher zurückzukommen.“
Das sind immer wieder diese Momente, in denen ich dort stehe und einfach unglaublich dankbar bin, ein Teil der Legacy, von einem der größten Sportler auf diesem Planeten erzählen zu dürfen. Unbeschreiblich.
Ich werde in zwei Wochen wieder nach Miami reisen, weil ich mir ein weiteres Game der Heat ansehen darf. Dieses Team ist für mich mit am schwersten zu predicten. Jedes Mal denke ich, ihnen fehlt es an Tiefe im Roster, aber dann verwandeln sie wieder aus einem Stein einen Diamanten, wie aus dem Nichts, sodass ich mir immer wieder sagen muss: Wette niemals gegen diese Heat Culture.
Dazu kommt natürlich, dass Tyler Herro und Bam Adebayo bisher eine super starke Saison spielen. Vor allem Tyler – seine Stats sind gerade einfach nur ein Gedicht zu lesen. Mich freut es in seinem Fall so sehr, weil er in den vergangenen Jahren viel Hate einstecken musste. Wenn er das halten kann, Jimmy fit bleibt und Bam weiter Dreier versenkt, freue ich mich riesig, das Team in den Playoffs zu sehen. Außer natürlich, die Gerüchte bewahrheiten sich und wir sehen diese Saison noch einen Jimmy-Butler-Trade. Was ich ehrlich gesagt, schade fände.
Nach einem Tag frei in Miami, ein paar Sonnenstrahlen tanken und DWades Statue bewundern – die ich WIRKLICH beeindruckend finde und by the way die ganzen Memes nerven mittlerweile – ging es dann wieder zurück nach NYC für mein letztes Spiel gegen die Bucks.
Der Tag hatte es in sich. Es war ein frühes Spiel, was auch wieder hieß: deutsche Prime-Time-Zeit, sodass es von RanSport auf ProSieben MAXX übertragen wurde, begleitet von der Jump-Ran-Show, wo ich vergangene Woche meine erste LIVE-Schalte feiern durfte. Da das Ganze so gut lief, durfte ich jetzt wieder mit dabei sein. Dieses mal war pre-game und post-game angesetzt.
Angekommen im Barclay Center, habe ich erst Dennis pre-game im Locker Room aufgesucht, um nochmal Rücksprache zu halten, was ich in der Live-Schalte berichten kann. Um noch eine weiteren Blickwinkel einzunehmen, habe ich noch ein paar Fans befragt, was sie von der aktuellen Situation der Brooklyn Nets halten. Ob sie eher tanken, oder alles auf die Karte Playoffs setzten sollten.
Thank God, das dann alles kurz drauf mit der pre-game-Live-Schalte geklappt hat.
Dann ging es los – Tip-Off. Wie spannend war bitte dieses Spiel. Ganz knapp verlieren die Nets am Ende. Meiner Meinung nach, durch ein paar kleine Fehlentscheidungen, die man eigentlich hätte vermeiden können/müssen. Es tat mir besonders für Dennis leid, weil wir sein bestes Game in seiner bisherigen Karriere sehen durften: 34 Punkte, 11 Assists bei null Turnover. Damit erst der fünfte Nets-Spieler, der es geschafft hat, in einem Spiel 30+ Punkte und 10+ Assists bei 0 Turnovern aufzulegen.
Dennis macht mit solchen Leistungen, seinen Trade Case natürlich nicht kleiner. Wer braucht nicht einen 3-and-D-Spieler, der immer weiß, wo seine Teammates stehen, den passenden Assist bringt, fast nie verletzt ist, ein Teamplayer, Locker-Room-Guy, unglaublich viel Erfahrung hat, nicht langsamer wird und sich einfach mal entspannt einen noch besseren Dreier obendrauf packt? Der Traum jeder Franchise.
Dennis’ Worte zu der ganzen Thematik:
„Mein Fokus liegt ganz darauf, mit den Brooklyn Nets die Playoffs zu erreichen.“
Und wie könnte man diese Kolumne nicht schöner beenden, als mit diesem schönen Zitat unseres deutschen Kapitäns?!
Bis dahin, euer Flight Girl